Andreas Steiner, Pressesprecher des Österreichischen Gemeindebundes
Andreas Steiner: "Heute wollen die Bürgerinnen und Bürger bei Umwidmungen mitreden Sie wollen wissen, warum genau diese Flächen jetzt für ein neues Siedlungsgebiet verwendet werden sollen."

Gemeinden machen es sich beim Bodenverbrauch nicht einfach

In der derzeit laufenden öffentlichen Diskussion rund um den Klimaschutz hat man allzu oft den Eindruck, die Gemeinden wären die alleinigen Verantwortlichen für den Bodenverbrauch, für Klimaschutzmaßnahmen usw. Fakt ist: Jede Gemeinde hat ihre spezifischen Herausforderungen.

Die Diskussion um den Bodenverbrauch wird in ländlichen Regionen anders geführt als in urbanen Regionen. Während auf dem Land Bauplätze günstig sind und junge Menschen dringend gesucht werden, wird im Wiener Umland jeder Quadratmeter fast schon in Gold aufgewogen.

Der Siedlungsdruck dort sorgt dafür, dass sich immer weniger junge Menschen in ihren eigenen Gemeinden Eigentum leisten können und deswegen immer öfter abwandern. Diese Entwicklung verstärkt den Druck auf Bürgermeister und Gemeinderäte immer mehr, geht es doch auch um den Zusammenhalt in der Ortschaft.

Verdichtetes Bauen ist oft einfacher als gesagt

Gleichzeitig stehen in den Ortszentren alte große Häuser leer bzw. wohnen dort auf hunderten Quadratmetern ein bis zwei Personen. Wer nun den Gemeinden lauthals vorschlägt, mehr „zu verdichten“ und Leerstände besser zu managen, sollte darauf schauen, welche Instrumente dafür zur Verfügung stehen. Den Gemeinden sind in vielen Fällen die Hände gebunden. Wenn Erben ihre Häuser nicht verkaufen wollen, weil sie auf zukünftig bessere Preise hoffen, und alte Häuser nicht renoviert werden, weil kein Geld da ist, wird es schwierig.

Was aber klar ist: Ein Umdenken hat auch in der Bevölkerung bereits stattgefunden. Heute wollen die Bürgerinnen und Bürger bei Umwidmungen mitreden  Sie wollen wissen, warum genau diese Flächen jetzt für ein neues Siedlungsgebiet verwendet werden sollen.

Wer sagt, die Gemeinden machen es sich einfach, der kennt die kommunalpolitische Situation nicht: Spätestens seit „Fridays for Future“ und „Klimanotstand“ ist Bodenverschwendung ein absolutes NO GO. Das heißt, als Bürgermeister muss man heute mehr denn je im intensiven Austausch mit Landwirten vor Ort und den Gemeindebürgern Siedlungen planen und die Grenzen des Gemeindewachstums definieren. Wenn dies in allen 2096 Gemeinden so abläuft, geht der tägliche Bodenverbrauch noch schneller zurück als erwartet.