Straße in Knittelfeld
Knittelfeld hat seine öffentliche Beleuchtung mit fernsteuerbaren, intelligenten LED-Leuchten ausgestattet.

Gemeinden intelligent vernetzen

4. April 2018
Skepsis hin oder her, dass die digitale Vernetzung kommt, ist eine Tatsache. Im privaten Bereich findet sie längst statt. Doch wie sieht es im öffentlichen Bereich aus? Gibt es gegenwärtig überhaupt praktikable Möglichkeiten, ganze Ortschaften zu vernetzen? Die kurze Antwort lautet: Ja!

Ob es das Speichern in der Cloud ist, das Fernsteuern diverser Heimgeräte, Alexa & Co, GPS-basierte App-Funktionen oder demnächst das autonom fahrende Auto. Im privaten Bereich ist die digitale Vernetzung längst auf dem Vormarsch. Im öffentlichen Bereich hingegen wird ihr Potenzial bislang weit weniger genutzt, obwohl technisch bereits einiges möglich wäre. Zwar ist immer von „Smart Cities" die Rede, und als Beispiele werden Mega-Metropolen rund um den Erdball angeführt, doch das intelligente Vernetzen der öffentlichen Infrastruktur besitzt für Kommunen jeder Größe Relevanz. Insbesondere ländliche Gemeinden, die im Wettbewerb mit den stetig wachsenden urbanen Zentren stehen, können ihre Attraktivität steigern und die Standortfaktoren überproportional verbessern.

Bevölkerung ist positiver eingestellt, als man glaubt

Dass die Bevölkerung dem Ganzen weitaus positiver gegenübersteht, als so manch Politiker glaubt, belegt eine Studie der EIU (The Economist Intelligence Unit), die weltweit tausende Bürger und Unternehmen zur digitalen Transformation ihres Heimatortes befragt hat. Die Befragten sehen Auswirkungen der digitalen Technologien vor allem bei Telekommunikationsdiensten und beim Thema Transport, aber auch beim Reduzieren von Notfällen und der ökologischen Nachhaltigkeit.

Auch die Bürgereinbindung sollte nicht unterschätzt werden, denn die Einwohner sind bereit, für eine Verbesserung der kommunalen Dienstleistungen ihre persönlichen Daten mitzuteilen. Dafür erwarten sie sich geringere Verkehrsüberlastungen, verbesserte Rettungsdienste, eine rückläufige Kriminalität, eine Verbesserung der sozialen Dienste, weniger Energieverbrauch sowie höhere Nachhaltigkeit. Derzeit gibt rund ein Drittel der Bürger ihren lokalen Behörden Feedback, wobei sogar über die Hälfte das grundsätzlich gerne tun würde. Ebenfalls eine absolute Mehrheit wünscht sich einen breiteren Zugang zu digitalen Plattformen, die es ihnen ermöglichen, mit den Behörden zu kommunizieren. Die Bereitschaft zur kollaborativen, digitalen Gemeine ist also durchaus vorhanden.

Welche Initiativen sind für eine Gemeinde sinnvoll und umsetzbar?

Die bevorstehende Einführung von 5G wird der Ausbreitung des Internet of Things (IoT) einen kräftigen Schub geben. Um dieses Vernetzen von physischen und virtuellen Gegenständen mittels Informationstechnologien zu ermöglichen, ist ein leistungsstarkes und flächendeckendes WLAN-Netz vonnöten. Um auf Begebenheiten im öffentlichen Raum automatisiert reagieren zu können, ist es erforderlich, diese überhaupt ersteinmal zu registrieren. Dazu eigenen sich diverse Sensoren, die die verschiedensten Abläufe auf öffentlichem Grund weitestgehend erfassen können: von Infrarot über Ultraschall, bis hin zu akustischen oder bildgebenden Einheiten.

Dabei geht es nicht darum, konkrete Personen zu identifizieren oder gar zu überwachen, sondern situativ jeder Person das bestmögliche Umfeld zu bieten. Sei es das Grünschalten der Ampeln für Einsatzfahrzeuge, das vorausschauende Ausleuchten von Angsträumen bei Dunkelheit, sofern ein Passant daran vorbeigeht, oder das Melden von außergewöhnlichen Ereignissen, die eine Reaktion erfordern, wie zum Beispiel einem Unfall.

Einbindung in öffentliche Beleuchtung

Um zur vernetzten Gemeinde zu werden, sind einige Investitionen notwendig, und genau das ist der Punkt, der selbst bei Wohlwollen und Bereitschaft der Politik und der Bevölkerung eine (finanzielle) Hürde darstellt, von der viele Kommunen nicht wissen, wie sie überwunden werden soll. Es gab bereits eine Vielzahl von Pilotprojekten, im Zuge derer sich herauskristallisiert hat, dass die praktikabelste Lösung für eine flächendeckende Vernetzung im Einbinden der öffentlichen Beleuchtung liegt. Die gibt es nämlich bereits überall, und sie hat einige Vorteile.

In ihren Masten lassen sich Sendevorrichtungen und Antennen gut unterbringen. Gleiches gilt für Sensoren. Durch die variablen Höhen, in denen sie angebracht werden können, ist es möglich, ihr Leistungsspektrum ideal auszunützen. Ein weiterer Vorteil liegt in der Optik. Sendeanlagen und Sensoren werden unauffällig oder gar von außen unsichtbar in die Masten integriert. Somit werden keine neuen Stelen, Installationen oder ähnliches im Ortsbild notwendig. Lichtmasten sind vertraut, akzeptiert, und können Akzente setzen, die das Straßenbild sogar aufwerten. Kurz gesagt, die Akzeptanz ist hoch, weil sich sichtbar kaum etwas ändert.

Gegenwärtig sind im deutschen Sprachraum ungefähr 1 Prozent aller Straßenleuchten vernetzt. Experten erwarten, dass diese Zahl bis zum Jahr 2025 auf 35 Prozent anwächst. Mit ein Grund dafür ist die vorausschauende Konstruktion der aktuellen Systeme. Sie sind nicht nur auf den momentanen Stand der Technik ausgelegt, sondern auch für zukünftige Technologien gewappnet. Mittels Plug-and-play-Integration sind weitere Module, Sensoren etc. leicht nachzurüsten und durch offene Hardware- und Softwareschnittstellen ist auch für eventuelle Integrationen anderer Plattformen, Sensoren und Anwendungen vorgesorgt.

Leuchten mit SIM-Karte in Knittelfeld

Ein Beispiel dafür, wie eine gelungene Umrüstung aussehen kann, liefert das steirische Knittelfeld. Im Zuge der Umstellung auf LED-Straßenbeleuchtung setzte man dort auf - mittels Fernzugriff – individuell steuerbare Leuchten. Jede dieser Leuchten installierte sich über eine eingebaute SIM-Karte selbst im System. Die Gemeinde ist nun in der Lage, die Leistung und den Stromverbrauch jeder Leuchte einzeln nachvollziehen zu können. Die Lichtpegel können aus der Ferne je nach Bedarf einzeln angepasst werden. Ist eine Lampe zu warten oder defekt, meldet sie das von selbst. Kontrollfahrten wurden dadurch obsolet.

Gesteuert wird die Beleuchtung zentral durch ein webbasiertes System, das über einen gewöhnlichen Internetbrowser bedienbar ist. Updates und das Sichern von Daten geschehen in der Cloud. Die Gemeinde erspart sich dadurch den Unterhalt einer aufwändigen IT-Infrastruktur oder von
Servern.

Ob „nur" Lichtmanagement, WLAN, 5G oder sensorgestützte Funktionen aus Gegenwart und Zukunft - die ohnehin obligatorische Straßenbeleuchtung hat sich als Träger verschiedenster weiterer Installationen bewährt. Sie erlaubt es Gemeinden, eine vernetzte Infrastruktur zu etablieren, die den Bürgern kommunale Dienstleistungen mit der Effizienz und der Technologie des 21. Jahrhunderts liefert.