Landesrat Christopher Drexler, Prof. Franz Majcen, Bürgermeister Stefan Oswald und Nina Ortner (beide St. Stefan ob Stainz), Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und LH-Stellvertreter Anton Lang.
© Fischer

Steiermark

Gemeinden als Orte der kulturellen Begegnung

15. März 2022
Mit dem Wettbewerb unter dem Motto „Räume der kulturellen Begegnung“ holt das steirische Volksbildungswerk die zahlreichen Initiativen und Projekte vor den Vorhang, die diese hohe Lebensqualität in den steirischen Kommunen begründen. Ausgezeichnet wurden in jeweils eigenen Kategorien Gemeinden, Marktgemeinden und Städte.

3 Preisträger: Räume der kulturellen Begegnung in Gemeinden

1. Platz: St. Stefan ob Stainz

Ein Haus, ein Motto, eine Gemeinschaft

Die gemeinnützige Privatstiftung „Stieglerhaus“ hat das Ziel, aus dem gleichnamigen traditionsreichen Gebäude ein Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung zu machen. Und zwar nicht nur für St. Stefan ob Stainz, sondern für die ganze Region sowie das Land. Für das kulturelle und künstlerische Bildungsangebot stehen Innenräume im Ausmaß von 600 m² zur Verfügung, die mit der neuesten Veranstaltungstechnik ausgestattet sind. Darüber hinaus gibt es eine 2.500 m² große liebevoll gestaltete Gartenfläche für individuelle Begegnungen.

Das Motto der Stiftung lautet „Aus der Gesellschaft, für die Gesellschaft“. Und so bietet das Stieglerhaus grenzüberschreitende Möglichkeiten der Kommunikation sowie zum kulturellen und künstlerischen Austausch für die Gemeinde, Besucher*innen, Künstler*innen, Vereine und Bildungseinrichtungen.

Verantwortlich für die Initiative ist der Vorstandsvorsitzende August Schmölzer sowie seine Kollegen Daniela Majer, Lukas Wenzel Zeinler sowie Katharina Zotter sowie deren Team. Gemeinsam haben sie die Möglichkeit geschaffen, Schritte in Kultur, Bildung und Kunst für St. Stefan ob Stainz und die gesamte Region zu setzen sowie neue und spannende Wege zu beschreiten.

2. Platz: Kirchberg an der Raab

Eine besondere Zone zur kulturellen Nahversorgung

In Kirchberg an der Raab fehlte in den vergangenen Jahren ein Ort mit zeitgemäßer und moderner Ausstattung sowie ansprechendem Ambiente, um Veranstaltungen auszutragen. Also hat es sich die Initiative „ZONEKirchberg“ zum Ziel gesetzt, einen Ort der Begegnung zu schaffen.

Bei der Errichtung der so genannten „ZONE“ handelt es sich um die Revitalisierung eines leerstehenden Modegeschäftes im Ausmaß von 150 m². Durch ein durchdachtes und kreatives Konzept sowie durch die Hartnäckigkeit einer kleinen Gruppe von Kirchberger*innen wurde das Projekt von der Gemeinde sowohl finanziell als auch durch den Arbeitseinsatz der Gemeindebediensteten unterstützt.

Die Kosten für die Umbauarbeiten konnten durch das große Ausmaß an ehrenamtlicher Leistung aber auch durch das Upcyclen von vorhandenen Materialien geringgehalten werden. So wurden etwa bereits vorhandene Regale aus der bestehenden Bücherei neu gestrichen, Wandpaneele des Modehauses zu Regalen umgebaut oder altes Holz aus dem Dachboden für den Bau einer Bühne verarbeitet.

 Der Untertitel des Projektes, „Buch-Werk-Schau“, weist auch auf die Nutzung des Raumes hin. Er beherbergt eine große, moderne Bibliothek, bietet Platz für Ausstellungen und einen Workshop-Bereich. Die Einrichtung der Bibliothek ist teilweise mobil, wodurch der Raum auch für Events genutzt werden kann.

Die „ZONE“ befindet sich im Zentrum von Kirchberg an der Raab und ist durch ihre multifunktionale Nutzung ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung und Stärkung eines lebendigen Ortskerns. Sie bietet der Bevölkerung und der Region kulturelle Nahversorgung, Unterhaltung, Bildungsangebote und die Möglichkeit zur Begegnung.

Die „ZONE“ bildet auch Synergien mit dem Kindergarten und den Schulen des Ortes. Weiters sind Workshops für Schulklassen mit Künstler*innen geplant, deren Ergebnisse im Ausstellungsbereich präsentiert werden sollen.

Entstanden ist das Projekt durch den Einsatz einer Bürgerinitiative im Interesse der Allgemeinheit. Durch die Kooperation der Bücherei mit den örtlichen Bildungseinrichtungen sollen Kinder und Jugendliche mit der „ZONE“ aufwachsen und diese schon in jungen Jahren als Ort der Begegnung, Kommunikation und Interaktion wahrnehmen. In den kommenden Jahren soll sie zum fixen Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens für die Einwohner*innen werden.

Der Ort bietet nicht nur der Bevölkerung, sondern auch der Region kulturelle Nahversorgung, Unterhaltung, Bildungsangebot und die Möglichkeit zur Begegnung.

3. Platz: Ardning

In diesem Garten erblüht die Gemeinschaft

Den dritten Platz in der Gemeindekategorie erhielt die Gemeinde Ardning mit ihrem Gemeinschaftsgarten.

Die Gemeinde hat eine Fläche von etwa 500 m² für einen Garten zur Verfügung gestellt, der von den Bürger*innen genutzt werden kann. Die Anlage wurde dieses Jahr im Sommer gebaut und wird teilweise heuer noch von den Bewohner*innen bepflanzt.

Neben dem Gemüseanbau steht auch das Zusammenkommen der Generationen und der Austausch von Wissen übers Gärtnern, die Kräuterkunde, Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Fokus des Projektes. Außerdem entwickelt sich der Garten zu einem Begegnungsort, in dem die Besucher durch Veranstaltungen zum Verweilen und Austausch eingeladen werden. So wurden in der letzten Ferienwoche die Kinder zum Lagerfeuer eingeladen, haben Feuerholz gesucht, Kräutersuppe gekocht und Lieder gesungen.

Als nächstes ist ein Pflanzen- und Samentausch geplant, der zum Austausch unter den Teilnehmer*innen führen soll. Ab dem Frühjahr und dem Beginn der Gartensaison werden weitere Events stattfinden, etwa Gartentage, Kräuterworkshops, Vorträge, Ausflüge zu Schaugärten, Gartenfrühstücke und – picknicks sowie Veranstaltungen, die die Kinder aus dem Kindergarten, der Volksschule und dem Jugendzentrum miteinbeziehen.

Als Kontrastprogramm zu den Sportvereinen füllt der Gemeinschaftsgarten eine Lücke und kann Bürger*innen erreichen, die zu den Vereinen keinen Zugang finden.

Zudem verschafft der Garten in Zeiten der Pandemie auch Wohnungsbesitzer*innen die Möglichkeit, Zeit in der Natur zu verbringen. Auch das Wissen über den Gemüseanbau wird erhalten und weitergegeben, ebenso wie Kochrezepte. Nicht der Gewinn steht im Vordergrund, sondern das gemeinsame Tun, das Erlebnis, die Erfahrung und der Beitrag für die Umwelt.

3 Preisträger: Räume der kulturellen Begegnung in Märkten

1. Platz: Wies

Diese Kulturinitiative bringt kulturelle Vielfalt in die Region

Als Siegerin unter den Einreichungen der Marktgemeinden ging Wies hervor. Kultur ist für die Entwicklung und Lebensqualität in einer Gemeinde ein unverzichtbarer Baustein und Kulturinitiativen prägen das Leben in Kommunen entscheidend mit. Zwar leben diese Initiativen von vorwiegend ehrenamtlicher Arbeit, aber auf lange Sicht können sie so nicht überleben. Daher ist es der Gemeinde Wies ein Anliegen, die Rahmenbedingungen zu verbessern und eine Infrastruktur zu sichern, um nachhaltige Kulturarbeit zu ermöglichen. Aus diesem Grund wird auch die Kulturinitiative Kürbis Wies unterstützt.

Neben Büro-Räumlichkeiten im Ortszentrum verfügt die Kulturinitiative über mehrere Spielstätten, eine Schlosstenne, die größtenteils für Theater und Konzerte genutzt wird, ein Atelier im ehemaligen Schwimmbad sowie das Theater im Kürbis, das dank einer Kooperation mit der Feuerwehr entstanden ist.

Aufgrund der Offenheit von anderen Institutionen ergeben sich auch immer wieder Kooperation, wie etwa die Nutzung von leerstehenden Gebäuden für Veranstaltungen. So kann die Initiative aufgrund einer Kooperation mit der Pfarre auch die Galerie im Pfarrzentrum bespielen. Diese bietet Künstler*innen eine Präsentationsmöglichkeit sowie einen zentralen Punkt, an dem Menschen zusammenkommen können und Kunst die Chance bekommt, gesehen zu werden.

Die Kulturschaffenden der Kulturinitiative Wies werden auch immer wieder von der Marktgemeinde eingeladen, an Projekten mitzuwirken. Zudem hat die Gemeinde den Ausschuss „Tourismus und Kultur“ gegründet. Die Initiative versteht sich als Plattform für aktive Kulturarbeit im ländlichen Raum und entwickelt bzw. produziert eigene Formate. Sie ist ein kulturelle Nahversorger und nahe am Publikum.

„Die Kulturinitiative Kürbis Wies hat sich durch ihre Vielfalt und Distanz zum kulturellen Populismus gleichermaßen einen Namen gemacht“, so Micharl Vrecer von „Panorama“.

Die Initiative geht aktiv auf Menschen in der Region zu, versucht sie einzubinden und mit ihnen gemeinsam Projekte zu erarbeiten. So gibt es Theaterproduktionen mit semi-professionellen Schauspieler*innen, Workshops mit bildenden Künstler*innen für Schüler*innen und Theaterwerkstätten.

Darüber hinaus werden Events wie der „WelschLauf“, die „KürWiesTage“, „Kunst.Kultur.Schilcherland“ oder „Grenzenloser Kulturgenuss“ organisiert. Die Kulturinitiative hat sich vom reinen Theater zu einem Mehrspartenbetrieb entwickelt und wurde aufgrund ihrer Vielfältigkeit – Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Musik und Literatur – vor einigen Jahren von Colette Schmidt von „Standard“ als „Atypische Mehrsparten-Frucht“ bezeichnet.

Zukunftsgemeinde Wies
Landesrat Christopher Drexler, Prof. Franz Majcen, Bürgermeister Josef Waltl und Ulrike Wonisch (beide Gemeinde Wies), Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und LH-Stellvertreter Anton Lang. Foto: Fischer

Der Erfolg und die Akzeptanz der Kulturinitiative Kürbis unter der Bevölkerung zeigt, dass der eingeschlagene Weg zwischen Tradition und Zeitgenossenschaft, verbunden mit Offenheit und der Einladung an die Bürger*innen der Region die Möglichkeit bietet, kontinuierlich und auf hohem Niveau auch am Land Kultur zu vermitteln.

Seit 2010 werden zudem Projekte im Sinne von Kunst im öffentlichen Raum realisiert, etwa die „Schlupfglocke“ von Elene Wüntscher im Rathauspark, „Out of the wall“ von Leo Rogler beim Durchgang zwischen Feuerwehrhaus und Musikerheim, „Ab hier Pause“ von Bernhard Wolf auf dem Trafo bei der Ortseinfahrt, „Die Pflanze ist Standort“ von „Resanita“ auf der Fassade der NMS Wies, die „Drei Grazien“ vom Atelier van Lieshout mehr. Im Oktober folgt ein weiteres „Kunst im öffentlichen Raum“-Projekt des Künstlerduos „studio Asynchrome“ mit Standort vor der Galerie im Pfarrzentrum.

Zudem gibt es in Wies zahlreiche weitere kulturelle Initiativen wie den Buchverlag „edition kürbis“, das Theater im Kürbis, Festivalaktivitäten, Theateraufführungen, den Plattenlabel pumpkin records“ und mehr.

2. Platz: Arnfels

Ein Haus am Fels als neuer künstlerischer Ankerpunkt

Die Marktgemeinde Arnfels möchte im Rahmen des örtlichen Entwicklungskonzeptes Räume der kulturellen Begegnungen verstärkt einbinden. Und zwar mit folgenden Initiativen: „Kultur in Arnfels – Vergangenes mit Überleitung zur Gegenwart“, „Kulturinitiativen und ihre Orte der Begegnung in Arnfels“, „HausAmFels (HAF)“ sowie „Initiativen zur Markt-Belebung“ wie etwa Althaus-Neunutzung, neues Markt-Viertel, Einbindung der Künstler-Jugend und die Vernetzung mit dem regionalen Tourismus.

Das nachhaltig wirksame Engagement der Gemeinde zeigt sich etwa in den Kultur-Initiativen der Stadt mit ihren bestehenden Orten der Begegnung, die jährlich betrieben und erhalten werden. Dazu zählt das Theater der Arnfelser Schlossspiele, die Turnhalle, das Haus der Musik, die Pfarrkirche, die Hobbykünstlerstraße, das Café Lederhaas und das „HausAmFels.Brettschuh“.

Auch die HAF-Bauten am Hauptplatz wurden nach jahrelangem Leerstand von Gerald und Christine Brettschuh erworben und von ihnen auf eigenen Kosten renoviert. Beide Häuser erreichen dadurch eine nachhaltig wirksame Wertsteigerung.

Eine Zielsetzung ist auch, dem bildnerischen Lebenswerk von Gerald Brettschuh dauerhafte Präsenz zu verschaffen und so einen Bildungseffekt zu erzielen. So wird das Haus Nr.15 bereits als Malatelier und Aufbewahrungsort für große Gemälde genutzt, und zwar in Form einer provisorischen Ausstellung. Das Haus Nr.14 mit einem 3000m² großen Park wird ebenso bereits seit acht Jahren saniert und damit ein typischen Marktbürgerhaus wieder zum Leben erweckt. Die Vision der Besitzer ist es auch, einen Anreiz für nachkommende Künstler zu schaffen, um Häuser des Marktes zu übernehmen, um hier zu arbeiten und zu leben und Leerstände neu zu beleben.

Mittelfristig wird das „HausAmFels“ dem Ort und der Region wieder einen Kern geben, der sich gleichzeitig in hochklassige Stätten zeitgenössischer Kunst und Kultur im Süden von Graz einreiht. Diese Stätten haben durch ihre Schwerpunktausrichtung und Qualitätsansprüche einen hohen touristischen Wert und tragen zum örtlichen Selbstbewusstsein bei.

Angedachte Schwerpunkte beim „HausAmFels“ sind die Bildende Kunst und der sozialgesellschaftliche Austausch innerhalb des Ortes und darüber hinaus.

Das Haus Nr. 15 soll das Museum und sämtliche Flächen für den kulturellen Austausch beinhalten. Das Haus Nr. 14 soll ein unterstützendes Element für das Museum sein und Gästeappartements für Kunstschaffende und Interessierte, einen Veranstaltungs-, einen Weinverkostungs- und einen möglichen Proberaum für den Kirchenchor beheimaten.

Mit dem HAF und der Bildergalerie von Gerald Brettschuh mit laufender Erneuerung wird Arnfels in Begleitung der bereits bestehenden Kultur-Initiativen in touristischer, siedlungspolitischer und baukultureller Sicht profitieren. Dadurch wird sich für die Bevölkerung auch eine höhere Lebensqualität ergeben und in weiterer Folge zu einer Zuwanderung führen. Für eine Auszeichnung des HAF-Projektes spricht laut Einreichung auch, dass das Projekt die nunmehr 42-jährige Stagnation des Marktes Arnfels beenden und einen Aufschwung erzielen kann – auch durch Unterstützung des Landes, Einbindung örtlicher Kultur-Initiativen und durch die Vernetzung des Südsteiermark-Tourismus.

3. Platz: Anger

Wenn Kunst die Menschen und Gemeinde verbindet

Im Zuge der Initiative „StreetArt Festival 2021“ wurde das Gemeindeamt für weitere Kunstausstellungen adaptiert und der „StreetArt 2021“ installiert, der aus Paste-ups am Rüsthaus, einem Metallbaum der Volksschule Anger, Ausstellungen im Gemeindeamt und mehr besteht.

Das Projekt besteht seit 2019 und hat seitdem zahlreiche Veranstaltungen hervorgebracht, wie etwa Vernissagen, Workshops, Präsentationen, Straßentheater und -musik sowie Ausstellungen und kreative Installationen im öffentlichen Raum.

Dass sich die Gemeinde für die Begegnung und ein Miteinander engagiert, beweist auch die neu Angerer Wandzeitung, die analog und digital verfügbar ist. Sie widmet sich halbjährlich einem anderem Schwerpunktthema, bei dem sich die Bürger*innen als Autore*innen beteiligen können.

Zudem gibt es einen Leserbriefkasten, der als kritische und konstruktive Ideensammlung für die Gemeinde und Region fungiert. Die Gemeindebürger werden also dazu eingeladen, die Entwicklung der Marktgemeinde mitzugestalten, und zwar in Bezug auf das Ortsbild, den Ortskern, die Umwelt, das Mobilitätskonzept, soziokulturelle Projekte wie etwa die Nachbarschaftshilfe oder neue Ko-operationsformen in der Kulturszene.

Es wurde auch eine Dialogplattform für Beteiligungsprozesse implementiert und die Bildungseinrichtungen werden verstärkt in zukunftsweisende, öffentliche Projekte involviert. So ermöglicht es die Marktgemeinde Anger, dass sich regionale Kunstschaffende in Kooperation mit überregionalen Künstler*innen präsentieren können und so Kunst im öffentlichen Raum schaffen.

Auch die generationenübergreifende Begegnung wird in Form von Projekten, wie der Nachbarschaftshilfe, unterstützt. Durch diese Beteiligungsprozesse gewinnt auch die Gemeinde an Attraktivität.

3 Preisträger: Räume der kulturellen Begegnung in Städten

1. Platz: Judenburg

Geballte Kunst und Kultur dank einer neuen Initiative

Zentrales Element der kulturellen Begegnung in Judenburg ist das Stadt-Atelier unter der Leitung von Architekt Gernot Bittingmaier. Auch Bürgerbeteiligung wird großgeschrieben, indem Ideen gesammelt, kommuniziert, informiert, motiviert und gemeinsam entwickelt sowie umgesetzt wird.

In dem Stadt-Atelier, das es seit 2020 gibt, sind bereits viele Ideen und Freundschaften entstanden, die alle das gleiche Ziel haben: Die Belebung der Judenburger Innenstadt. Dabei haben sich fünf Schwerpunkte herauskristallisiert, darunter die Gestaltung öffentlicher Bereiche unter Einbindung von Kulturangeboten. So entstand die Kunstinitiative „START – Stop dem Stillstand – Start mit ART“.

Derzeit sind folgende Projekte in Bearbeitung: Die Sanierung der Prankergasse unter Beteiligung von Ehrenamtlichen, dem Jugendzentrum, Künstler*innen und der Gemeinde. Die Gasse soll auch mit Kunstwerken aufgewertet werden. Im Durchgang vom Hauptplatz begleiten nun „Freundliche Gesichter“ den Weg durch das tiefe Tor. Es werden neun Gesichter im Putz eingelassen, genauso viele wie es Buchstaben im Stadtnamen Judenburg gibt. Die Masken aus Beton wurden von der Judenburger Künstlerin Sylvia Söllradl ehrenamtlich gefertigt und zur Verfügung gestellt.

Im Arkadengang gibt es nun auch ein Gemälde, das die Treppe auf einem verschlossenen Treppenaufgang perspektivisch aufarbeitet. Auch hier arbeitet die Künstlerin ehrenamtlich und das Material dafür wird vom Stadt-Atelier zur Verfügung gestellt. Im Stadtmuseum von Judenburg gibt es außerdem ein neues, großes Panoramamodell zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Stadttopografie. Diese wird mittels 3D-Scanner zu einem virtuellen Modell digitalisiert, stark verkleinert mit einem 3D-Drucker ausgedruckt und in der Prankergasse als begreifbares Modell als Startpunkt für touristische Führungen positioniert. Es dient aber auch als Tastmodell für Menschen mit Seheinschränkungen. Das Modell wird im Zuge des Werkunterrichts einer lokalen Schule in diesem Semester hergestellt.

Zusätzlich gibt es das Streetart Festival „START“ – street art!, bei dem Künstler*innen den öffentlichen Raum gestalten. So wird etwa jeder Mülleimer schnell zu einem einzigartigen Kunstwerk. Darüber hinaus ist das Streetart Festival die logische Folge des Projektes in der Prankergasse und es ist vom Stadt-Atelier in Kooperation mit der Kulturabteilung für den Sommer 2022 geplant.

Zudem möchte das Projekt leerstehende Schaufenster als Kommunikationsflächen nutzen - Sie sollen geöffnet werden und Geschichten erzählen, die das einstige Geschäft betroffen haben. Die Geschichten wurden im Zuge der vom Stadt-Atelier durchgeführten Leerstandserhebung in unzähligen Gesprächen mit den Hausbesitzer*innen erhoben und an der Umsetzung wird derzeit gearbeitet.

Geplant ist auch ein Orientierungssystem, um den bestehenden und teilweise ungepflegten „Tafel-Wildwuchs“ am Radwanderweg RS im Bereich Judenburg zu beheben. Das neue Orientierungssystem soll vereinheitlichen, positive Akzente setzen und inhaltlich aktuell sein. Kultureller Beitrag zu diesem Projekt ist das Implementieren einer Kultur-Stele. Diese ist farblich abgehoben und symbolisiert den kulturellen Bereich, der dem jeweiligen Schwerpunkt des Systems zugeordnet ist.

Zukunftsgemeinde Judenburg
Landesrat Christopher Drexler, Prof. Franz Majcen, Gernot Bittlingmaier und Thorsten Wohleser (beide Judenburg), Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und LH-Stellvertreter Anton Lang. Foto: Fischer

Das Projekt ist auch bereits an zwei Orten gestartet, am neu errichteten Mountainbike-Trail und beim Vorplatz des Murtal Museums. Weitere Teile des Projektes sind ein historisches Themenrundweg, das Projekt „Sitzkultur“, „Langgangstiege“, das Angebot „Jugend-City“, die „Spiegelarena“ sowie die Ausgabe von Fragebögen nach Kulturveranstaltungen, um Wünsche und Anregungen zu sammeln.

Alle Aktionen werden in einer eigenen Webseite, über Social Media und die gemeindeeigenen Stadtnachrichten sowie direkt im Stadt-Atelier kommuniziert. Das Atelier bietet somit ein niederschwellig erreichbares Atelier der SEG Stadtentwicklung GmbH und steht für einen ständigen Entwicklungs- und Umsetzungsprozess in der gesamten Innenstadt. Es ist kein temporär eingeschränktes Projekt, sondern eine langfristige Einrichtung.

2. Platz: Fehring

Ein Haus für Kunst, Musik und Literatur

Die Stadtgemeinde Fehring hatte bereits früh einen Sinn für kulturelles Handeln, und so wurde bereits in den 70iger-Jahren im kulturellen Bereich sehr stark zusammengearbeitet. Durch das „GerberHaus“ wurde auch ein passender Ort für diese Begegnungen geschaffen. Dort wird versucht, bereits den Kindern und der Jugend eine Wahrnehmung von Kunst und Kultur zu vermitteln. Das Haus ist auch über die Grenzen hinaus bekannt und für viele Künstler*innen ein Begriff. Die die dortigen Veranstaltungen wird den Bewohner*innen der Stadt ein hochwertiges kulturelles Angebot zur Verfügung gestellt – ebenso stellen die Events im „GerberHaus“ ein zusätzliches Angebot für Tourist*innen der Region dar.

Ziel der Gemeinde ist es, das Haus zukunftsfit zu halten, um auch für kommende Generationen einen Ort der kulturellen Begegnung zu erhalten.

Zudem sollen Jugendliche weiterhin für Kunst und Kultur begeistert werden, indem das „GerberHaus“ ein Zentrum für zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur in Fehring bleibt.

Da das Publikum der Veranstaltungen zunehmend älter wird – was viele Betreiber*innen und Organisationen beklagen – wird versucht, durch Veranstaltungen wie Workshops und Lesungen, das Interesse der Kinder und Jugend stärker und früh zu wecken. Auch Kleinkinder werden behutsam an das Thema Kunst herangeführt.

Die Menschen der Stadt profitieren aber in jedem Fall von dem hochkarätigen kulturellen Angebot, das sonst nur in Großstädten vorzufinden ist. Auch die Betriebe am Hauptplatz profitieren. Zudem bietet das „GerberHaus“ touristisch gesehen einen Mehrwert über das ganze Jahr hinweg.

3. Platz: Kindberg

Wenn ein ganzes Dorf Theater spielt

Die Stadtgemeinde Kindberg bewarb sich mit dem Projekt „Die Dorfoper – Die Nacht von Allerheiligen“ vom Musikverein Allerheiligen-Mürzhofen um eine Auszeichnung. Initiator des Projektes war Georg Schütky.

Ziel des Projektes „Dorfoper“ war es, die Bewohner*innen von Allerheiligen und Kindberg sowie aus der gesamten Region mit einem professionellen Kulturangebot zu versorgen und sie aktiv in den künstlerischen Prozess dieses wilden Musiktheaters einzubeziehen – singend, musizierend, schauspielernd, als Hilfe beim Bau des Bühnenbildes, beim Nähen der Kostüme und diskursiv.

Mit dem Projekt wurde ein beinahe einjähriger Weg durch Oper, Jazz, Neue Musik, Blasmusik, Stückentwicklung, Laienchorgesang und Performance hin zum neuen Volkstheater und einer neuen Volksoper beschritten.

Eine Säule des Projektes war die Stärkung der bereits bestehenden kulturellen Infrastruktur, wie etwa den Musikverein Allerheiligen-Mürzhofen. Dessen Mitglieder wurden mit neuen Impulsen und Herausforderungen, wie Improvisation, experimentellem Musiktheater und neuer Musik konfrontiert und konnten durch das Musizieren mit Profis neue Anreize mitnehmen.

Eine weitere Säule war die Integration und das Miteinander von Menschen, die bisher nicht oder nur selten mit kultureller Arbeit in Berührung gekommen sind. Durch das Arbeiten auf Augenhöhe mit Profis könnten neue Perspektiven mitgenommen werden. Exemplarisch dafür standen wohl die drei Schauspieldebütant*innen aus dem Kreis der Lebenshilfe Kindberg.

Die inklusive Arbeit und ihr Beitrag haben das Projekt gestärkt und eine Kommunikationskultur etabliert. Seit Mai 2021 wurde geprobt, danach gab es im August drei Aufführungen. Insgesamt waren 50 eh-renamtliche Helfer*innen am Projekt beteiligt. Das gemeinsame Tun der Initiative zeigt sich auch in der seit Sommer 2020 stattfindenden Recherchen, der Komposition und den künstlerischen Vorarbeiten von Maria Buzhor (Dramaturgin, Berlin), Laura Winkler (Komponistin, Berlin) und den Entwürfen von Bühnen- und Kostümbild von Christina Schmitt (Berlin).

Das Engagement zeigt sich aber auch im künstlerischen Prozess des Art Brut Atelier „Nachtloskunst“ in Kindberg, wo der Künstler Christoph Leitner zwei großformatige Gemälde für die Dorfoper angefertigt hat und in den gesponserten Anfertigungen des Heimatwerks Graz, das den teuflischen Hubertusmantel beigesteuert hat.

Künstlerisch hat das Projekt eine Verwandlung des Dorfes angestrebt, zumindest für eine gewisse Zeit – und dies ist letztendlich auch auf mehreren Ebenen gelungen. Gerade nach Corona war die Sehnsucht nach Gemeinschaft groß – gegen eine gewisse Scheu und die etwas eingefrorenen Verbindungen hat das Projekt aktiv angekämpft.

Einer der Teilnehmer unterstrich diesen Erfolg mit dem Worten „So wie hier, halten wir sonst nicht zusammen.“ Es wurde ein Wir-Gefühl etabliert, das seine Kraft aus der Integration bezieht. Zudem war der Abbau sozialer Hürden im Zugang zur Hochkultur ein weiterer Aspekt des Projektes. In dieser Hinsicht gab es auch für das künstlerische Kernteam einige Erkenntnisse, die größte war, dass über die Sichtbarkeit der Arbeit eine völlig neue Kommunikation mit den Menschen möglich wurde.

2 Auszeichnungen: Räume der kulturellen Begegnung in Gemeinden

Verband zur Förderung der Regionalentwicklung im Hügel- und Schöcklland

Bezirk Graz-Umgebung und Weiz

www.huegelland.at

Dieses Kulturprojekt bereichert eine gesamte Region

Der Verband reicht das Projekt „Kultur24“ für eine Auszeichnung ein. Hauptziel des Projektes ist die Nutzung des endogenen regionalen Kulturpotenzials. Kulturschaffende sollen sich aktiv in das Projekt einbringen können – durch „Kultur24“ wurde somit auch eine Kennenlernplattform im Hügel- und Schöcklland geschaffen.

Gerade der Großraum Graz war ein bestimmender Faktor, das lose Nebeneinander wurde gebündelt und zu einem dynamischen Ganzen selbst gestaltet. Als Ziele sind folgende weiteren Punkte zu erwähnen: Die Kulturschaffenden kennen sich nun und tauschen sich laufend aus, sie sind im Innen- und Außenverhältnis keine Unbekannten mehr, die Gruppe arbeitet selbstständig und aktiv. Dies war auch ein zentrales Motiv von „Kultur24“.

 Im neuen Projekt haben sich inzwischen Teilgruppen mit schwerpunktartigen Themenrichtungen gefunden, die gemeinsame Kulturprojekte innerhalb und außerhalb der Region umsetzen. Dabei setzt die Region auf die Vernetzung der steirischen, österreichischen und europäischen Gruppen und ermöglicht so den Aufbau eines großen Dachnetzwerkes.

Auch Handwerk und Handel sind Disziplinen in der Gesamtgruppe und durch schwerpunktbezogene Stammtische sind alle Teile der Gruppe individuell aktivierbar und bringen sich stets ein. „Kultur24“ hat sich auch einen Markennamen gemacht, der vor allem in Graz für kulturelles Engagement steht.

Die Gruppe hat auch ein Programm erarbeitet, dass Kultur ins tägliche Leben einfließen lässt und bringt sich selbstständig in regionale Projekte ein. Es wurde zudem ein eigener Beirat eingerichtet, der die Einbindung von Kulturschaffenden in regionale Projekte forciert. So werden in den Bereichen „Netzwerkaktivitäten und Austausch“, „Kulturell bedeutende Veranstaltungen“, „Verschönerung der Region“, „Einbindung in andere Projektansätze“ sowie „Erschließung von Absatzpotentialen“ aktive Bemühungen vorgenommen.

Es ist aber auch gelungen, neue Aspekte im Gruppendesign zu berücksichtigen, etwa die Integration von Kindern, Jugendlichen, Migrant*innen und Menschen, die mit Barrieren zu kämpfen haben. Die Kulturgruppe übernimmt hier eine integrative und kommunikationsorientierte Aufgabe. „Kultur24“ ist somit das Kulturleitprojekt de Region Hügel- und Schöcklland und ist inzwischen auf mehr als 100 Künstler*innen angewachsen, die während der Projektlaufzeit bereits mindestens 30 gemeinsame Aktionen umgesetzt haben.

So erfreut sich die jährliche Kunst- und Kulinarikveranstaltung „eat’n’ART“ im Schloss Dornhofen großer Beliebtheit. Im Zuge dieser Veranstaltung wurde 2018 gemeinsam mit der neuen Hofkapelle Graz die Oper „Il Ciarlatano – Die listige Bäuerin“, eine reisefähige Opernproduktion, aufgeführt. Aus transnationaler Sicht waren besonders die Interkulturalität und Transnationalität des Projektes hervorzuheben.

Das Ergebnis wurde auch auf einem internationalen Festival in den Niederlanden präsentiert. „Kultur24“ beschränkt sich auch nicht auf Konzertsäle oder Theaterbühnen, sondern berührt das Leben der Region maßgeblich.

Dieser Zusammenhalt und die Gesamtheit der Region sind unschätzbare Werte. Mit dem Projekt „Jugendsymphonieorchester Schöcklland“ wurde etwa ein großer Nutzen und Mehrwert für die Region generiert. „Kultur 24“ schafft immer wieder neue Kultur- und Begegnungsräume. Einzelne Künstler*innen konnten durch das Projekt auch schon ihren Brotberuf aufgeben und können nun von der Kunst leben. Ein Paradebeispiel dafür ist das K&K Kunstduo aus St. Margarethen an der Raab.

Neumarkt, Bezirk Murau

Marktgemeinde im Bezirk Murau

www.neumarkt-steiermark.gv.at

Eine stubenreine Initiative, die Kunst und Kultur erlebbar macht

Die Initiative „STUBENrein“ hat es sich zum Ziel gesetzt, Räume der Begegnung, des Austausches und der Kreativität zu schaffen.

Zudem möchte das Projekt bewusstseinsbildend arbeiten, Entwicklung ermöglichen und die Kräfte, die die Region zusammenhalten, sichtbar machen. So werden jedes Jahr im Herbst 14 Orte in den 14 Gemeinden des Bezirkes Murau zu Kulturräumen umfunktioniert. Denn eigentlich ist jede „STUBE“ ein Ort der Gemeinschaft, der die Möglichkeit zum Austausch bietet und an dem Künstler*innen und Bürger*innen ihr Anliegen, Können und Tun sichtbar machen können.

Die Bevölkerung und Gemeinde profitieren mit diesem Angebot vor allem dadurch, dass Raum für Themen geschaffen wird, die oft als selbstverständlich hingenommen oder übersehen werden. So gab es zum Beispiel eine Kooperation mit der Caritas zum Thema „Armut“, bei dem eine Suppenküche organisiert wurde, ein Podcast zum Thema „Ehrenamt“, die Arbeit der Bäuerinnen wurde thematisiert, der Second Hand-Laden der Vinzenzgemeinschaft vorgestellt und mehr.

Es gibt auch regelmäßige Kooperationen mit der Blasmusik und lokalen Aktivbürger*innen in Verbindung mit Kunst- und Kulturarbeit. Tatsächlich wurden auch schon einige Inhalte von „STUBENrein“ von lokalen Vereinen übernommen und weiterbearbeitet.

Für eine Auszeichnung spricht laut Einreichung das Grundverständnis der Initiative von Kulturarbeit, die mehr ist als eine reine Bespielung der Region. Es gehe immer um partizipative Prozesse, um ein Miteinander, Entwicklung und Austausch. Kultur wird von den mitwirkenden Künstler*innen, Vereinen und engagierten Personen geschaffen und nicht ausschließlich nur konsumiert. Weiters wäre eine Auszeichnung angebracht, „weil wir echt cool sind“, so die Projektleiterin Gunilla Plank.