Kathrin Stainer-Hämmerle
Kathrin Stainer-Hämmerle auf der Kommunalmesse in Tulln.
© Roland Schuller

Es braucht systematische Frauenförderung

Im September 2021 wurde mit Irmgard Hagspiel aus Kennelbach in Vorarlberg die 200. Bürgermeisterin in Österreich gewählt. Der Trend geht nach oben, jedoch immer noch zu langsam.

Diesen Befund stellte Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle in einem viel besuchten Workshop auf der Kommunalmesse 2021 in Tulln. In ihrem Brennpunkt-Vortrag sprach sie über Hindernisse für Frauen in der Kommunalpolitik und schlug aktive Strategien vor, wie man Frauen den Einstieg erleichtert. 

Der Anteil an Bürgermeisterinnen hierzulande liegt bei nur knapp zehn Prozent und könnte auch wieder rückläufig werden, wie das Beispiel Deutschland zeigt: Dort ist der Anteil der Bürgermeisterinnen von elf Prozent auf neun Prozent zurückgegangen. Auch bei den diesjährigen Gemeindewahlen in Kärnten konnte man beobachten, wie schwer es Frauen hatten, sich durchzusetzen. Unter den Gemeinderäten und Vizebürgermeistern liegt der Frauenanteil immerhin bei jeweils über 20 Prozent. 

Die Arbeit von Frauen muss sichtbarer werden.“

Kathrin Stainer-Hämmerle, Politikwissenschaftlerin und Professorin an der Fachhochschule Kärnten

Doch was macht es so schwer für Frauen, sich in der Kommunalpolitik zu behaupten? Stainer-Hämmerle nannte verschiedene Faktoren: Die externen Faktoren betreffen die Rahmenbedingungen, die es Frauen erschweren, am politischen Leben teilzunehmen. Hier ist vor allem die Mehrfachbelastung durch Beruf, Amt und Familie zu nennen. 

Gemeinderatssitzungen am Abend machen Vereinbarkeit mit der Familie schwierig

Aber auch männlich geprägte Sitzungskulturen und Traditionen wirken einschränkend: Weil Gemeinderatssitzungen oft abends und am Wochenende stattfinden, ist die Vereinbarkeit mit der Familie noch schwieriger. 

Zu den internen Faktoren zählen vor allem gesellschaftlich gewachsene Vorurteile und traditionelle Geschlechterrollen: Frauen traut man schlichtweg weniger zu. 

Doch was kann man dagegen machen?

Ob in Vereinen oder im häuslichen Bereich – die Arbeit von Frauen muss sichtbarer werden. Wichtig ist auch, Ungleichbehandlungen aktiv anzusprechen und auf eine ausgewogene Verteilung der Wortmeldungen in Gemeinderatssitzungen zu achten. Letztendlich ist es der Anspruch einer Demokratie, in politischen Gremien die gesamte Bevölkerung wahrheitsgemäß zu repräsentieren – auch und besonders die Frauen.