Einheitliche Daten zur Flächeninanspruchnahme und Versiegelung
Die neue Erfassung von Flächeninanspruchnahme und Versiegelung wurde zwischen Bund, Ländern, Städten und Gemeinden fachlich intensiv abstimmt und vor der Veröffentlichung im Dezember 2023 von Geodaten-Experten aller Bundesländer validiert.
Als Ergebnisse liegen das Modell sowie gänzlich neue Daten zu Flächeninanspruchnahme und Versiegelung für das Referenzjahr 2022 vor. Diese Arbeiten werden in ein gesamtstaatliches Monitoring übergeführt, das in der ÖROK abgestimmt und vom Umweltbundesamt in ihrem Auftrag berechnet wird. Die Flächeninanspruchnahme und Versiegelung wie auch zukünftig deren Status und Veränderung werden damit in einer bisher nicht verfügbaren Genauigkeit erhoben und regelmäßig aktualisiert.
Die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten für Österreich und die Bundesländer sowie ergänzende Kontextinformationen wurden in einem Bericht der ÖROK veröffentlicht. Online stehen detaillierte Zahlen für die Ersterfassung im Referenzjahr 2022 bis auf die Gemeindeebene, Karten im ÖROK-Atlas sowie eine genaue Beschreibung der Methodik und Begriffsbestimmungen zum Monitoring zur Verfügung. Das Umweltbundesamt beantwortet auf seiner Homepage die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Methodik.
Neue Berechnung schafft auf den Quadratmeter genaue Datengrundlage
Der wichtigste Unterschied zur „alten“ Berechnung liegt in der Datengrundlage selbst. Die bisher berechneten Zahlen beruhten auf statistischen (nicht räumlichen) Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV). Diese Datengrundlage wurde für rein steuerliche Zwecke (Grundsteuer) konzipiert, jedoch nie als Monitoringsystem für Flächen angelegt.
Die neue Methode vereint aktuelle und österreichweit verfügbare Behörden- und Fernerkundungsdaten. Erstmals werden alle relevanten Daten von Bund und Ländern zu Bodenbedeckung und Landnutzung herangezogen und zur Auswertung kombiniert. Das führt zu einer wesentlichen Verbesserung der räumlichen Genauigkeit.
Die Ergebnisse liegen als grundstücksgenaue Daten vor und werden auf Gemeinde-, Bezirks-, Bundesland- und Bundesebene statistisch ausgewertet und dargestellt. Für die Auswertung der Versiegelung werden auch Satellitenbilder und Luftbildauswertungen einbezogen. Den Experten des Umweltbundesamtes ist europaweit keine Methode bekannt, die so genau ist. Auch die Veränderungen zwischen den einzelnen Flächenkategorien (beispielsweise von landwirtschaftlichen Flächen in Siedlungsflächen) können zukünftig exakt ausgewiesen werden.
Gemeinsame Begriffsbestimmungen liegen vor. Immer wieder werden Begriffe wie Flächenverbrauch, Bodenverbrauch oder auch Versiegelung teilweise verwechselt oder auch synonym verwendet. Für das ÖROK-Monitoring wurden dazu Definitionen inhaltlich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden abgestimmt und mit der technischen Umsetzung im Monitoring verknüpft. Die von verschiedenen Seiten geforderte Transparenz und einheitliche Kriterien liegen im neuen Monitoring für ganz Österreich vor.
Was ist Flächeninanspruchnahme?
Als „in Anspruch genommen“ gelten Flächen, die durch menschliche Eingriffe für Siedlungs-, Verkehrs-, Freizeit-, Erholungs- und Ver-
sowie Entsorgungszwecke verändert und/oder bebaut sind. Damit stehen sie für die land- und forstwirtschaftliche Produktion und als natürlicher Lebensraum nicht mehr zur Verfügung.
Die Flächeninanspruchnahme bezieht sich grundsätzlich auf einzelne Grundstücke. Sie kann versiegelte, teilweise versiegelte und auch nicht versiegelte Flächen enthalten (z. B. Gärten, Parkanlagen, Sportplätze, Grünstreifen an Straßen etc.). Hausgärten bzw. Gartenflächen zählen zur Flächeninanspruchnahme, sofern dort keine landwirtschaftliche Nutzung stattfindet. Als versiegelt gilt aber nur, was auch tatsächlich versiegelt ist.
Baulandreserven werden – sofern sie nicht aktiv landwirtschaftlich genutzt werden – als Teil der Flächeninanspruchnahme erfasst, da aufgrund der Widmung die rechtliche Voraussetzung für eine bauliche Nutzung besteht.
Was ist Versiegelung?
Die Begriffe „Bodenversiegelung“, „Flächenversiegelung“ und „Versiegelung“ können als Synonyme betrachtet werden. Versiegelung im Sinne des Monitorings betrifft ausschließlich Flächen, die durchgehend mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht abgedeckt sind (Versiegelungsgrad von 100 Prozent). Da die Versiegelung von Flächen immer mit einer baulichen Änderung einhergeht, sind versiegelte Flächen ein Teil der Flächeninanspruchnahme.
Die Versiegelung wird auf den Quadratmeter genau erfasst. Das Beispiel einer Siedlung zeigt die Genauigkeit der Berechnungen, nur wirklich versiegelte Flächen (z. B. Gebäude, Straßen, Einfahrten oder Parkplätze) werden als solche erfasst.
Welche Ergebnisse liegen vor?
Die Flächeninanspruchnahme wird in folgenden Kategorien erfasst:
- Verkehrsflächen (untergliedert in Autobahnen und Schnellstraßen, Landesstraßen, Gemeinde- und sonstige Straßen, Schienen)
- Siedlungsflächen im gewidmeten Bauland (untergliedert in: Wohnnutzung, gemischte bauliche Nutzung, betriebliche Nutzung, sonstige bauliche Nutzung)
- Siedlungsflächen außerhalb des gewidmeten Baulandes (z.B. Häuser oder Streusiedlungen im Grünland, Bauernhöfe und landwirtschaftliche Gebäude mit Nebenflächen) Freizeit und Erholungsflächen (z. B. Park- und Sportanlagen, Golfplätze, Campingplätze etc.)
- Ver- und Entsorgungsflächen (z. B. Betriebsflächen von Ver- und Entsorgungsinfrastruktur wie Kläranlagen und Umspannwerken, Deponien und Abbauflächen)
Für jede dieser Kategorien wird die Inanspruchnahme erfasst und davon die versiegelte Fläche ermittelt. Gesamterhebungen werden aufgrund der Aktualisierungsintervalle der Daten in einem dreijährigen Zyklus durchgeführt. Derzeit liegen die Auswertungen für das Referenzjahr 2022 vor, robuste Zahlen zu Entwicklungstendenzen bzw. Änderungsraten werden erstmals Ende 2025 vorliegen.
Ergebnisse für Österreich (Referenzjahr 2022)
Die gesamte Flächeninanspruchnahme im Jahr 2022 beträgt in Österreich 5.648 km². Das sind 6,7 Prozent der Landesfläche und 17,3 Prozent des Dauersiedlungsraums. Sie setzt sich zu 30,4 Prozent aus Verkehrsflächen, 49,5 Prozent aus Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung, 11,7 Prozent auf Siedlungsflächen außerhalb der Baulandwidmung, 5,8 Prozent aus Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6 Prozent aus Ver- und Entsorgungsflächen zusammen.
Von der gesamten in Anspruch genommenen Fläche sind in Österreich durchschnittlich rund 52 Prozent versiegelt, das sind 2.964 km². Verkehrsflächen sind zu rund 74 Prozent versiegelt, bei Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung liegt dieser Wert bei rund 47 Prozent, bei jenen außerhalb der Widmungen bei rund 45 Prozent. Freizeit und Erholungsflächen sind zu 17 Prozent, Ver- und Entsorgungsflächen nur zu 12 Prozent versiegelt.
Vergleich der Ergebnisse
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass Regionen unterschiedliche Raumstrukturen und Ausgangslagen haben und Nutzungen innerhalb von Bundesländern bzw. Bezirken oft heterogen verteilt sind. Auch die Funktionsteilung zwischen städtischen und ländlichen Regionen spielt beim Vergleich von Ergebnissen eine Rolle. Ländliche Räume erfüllen wichtige – zum Teil flächenintensive – Funktionen, Städte und zentrale Orte sind Standorte von Einrichtungen, die auch zur Versorgung ländlicher Räume beitragen.
Für einen Vergleich von Daten werden folgende Betrachtungen vorgeschlagen: Wie viel Fläche wird pro Person in Anspruch genommen bzw. ist versiegelt? Wie hoch ist der Anteil am Dauersiedlungsraum, der in Anspruch genommen bzw. versiegelt ist? Für beide Betrachtungen stehen im ÖROK-Atlas hochwertige Karten zur Verfügung.
Alle Ergebnisse sowie ausführliche Informationen können Sie auf der ÖROK-Website nachlesen: www.oerok.gv.at/monitoring-flaecheninanspruchnahme