Hannes Koza
Bürgermeister Hannes Koza: „Wir wollen Photovoltaik auf den Dächern und nicht auf fruchtbarem Boden. Unsere Äcker sollen unsere Mägen und nicht unsere Handy-Akkus füllen.“
© Gemeinde Vösendorf

Energiewende

Eine Gemeinde wehrt sich gegen Agro-Photovoltaik

Die Energiewende wird nur gelingen, wenn Sonnenenergie verstärkt genutzt wird. Müssen dazu aber auch Ackerflächen mit Photovoltaikanlagen verbaut werden? In Vösendorf sagt man nein.

Vösendorf im Süden Wiens ist mit zahlreichen Gewerbeimmobilien zugepflastert. Die größte ist die Shopping City Süd. Was der Gemeinde sprudelnde Einnahmen bringt hat den Nachteil, dass es kaum noch unverbaute Böden gibt. Die letzten freien Ackerflächen will man jetzt aber verteidigen.

Zuerst Dächer verbauen

In der letzten Zeit gab es in Vösendorf zahlreiche Anträge auf Umwidmung von Feldern zu Photovoltaikflächen. Damit nicht jedes Projekt separat behandelt werden muss, hat der Gemeinderat einen Beschluss verfasst, der Photovoltaikbetreibern bereits im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen soll, damit sie gar nicht auf die Idee kommen, um eine Genehmigung anzusuchen.

„Wir wollen Photovoltaik auf den Dächern und nicht auf fruchtbarem Boden. Unsere Äcker sollen unsere Mägen und nicht unsere Handy-Akkus füllen“, erklärt Bürgermeister Hannes Koza.

Bestätigt fühlt er sich durch die Strategie des Landes Niederösterreich: Photovoltaikanlagen sollen zuerst auf Dächern, dann auf versiegelten Flächen und erst zum Schluss auf fruchtbaren Böden errichtet werden. „In Vösendorf gibt es noch ein Potenzial von 65 Hektar bereits verbauter Flächen, die genutzt werden könnten“, so Koza.

Riesen PV-Anlage auf der SCS

Erst letztes Jahr wurde am Dach der SCS die größte Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Einkaufszentrums in ganz Europa errichtet. Sie liefert derzeit eine Leistung von drei Millionen Kilowatt-Peak. „Und es ist noch Platz, um dort noch weitere zwei Millionen Kilowatt-Peak zu erzeugen“, sagt der Ortschef.

Auch auf den anderen Flachdächern der zahlreichen Gewerbeimmobilien gibt es genug Ausbaupotenzial berichtet Bürgermeister Koza. „Auf den Lärmschutzwänden der Südautobahn oder am Autobahntunnel könnte man ebenfalls Panele montieren. Daher sage ich definitiv nein zum Verbau von Ackerflächen! Denn schließlich müssen die Menschen auch nach der Energiewende noch ernährt werden.“ Das Problem ist aus Sicht des Bürgermeisters, dass die PV-Betreiber den Grundeigentümern einfach mehr Geld bieten können als die Bauern, die den Grund gepachtet haben.

Die Klimathematik mit anderen kommunalen Entscheidungsträgern auf dem Forum St. Veit besprechen.

Positives Feedback aus anderen Gemeinden

Das Problem scheint auch in anderen Gemeinden virulent zu sein. „Ich war zwar schon öfters in der Kronen-Zeitung, aber so viel positives Feedback wie nach dem Bericht über unseren Gemeinderatsbeschluss habe ich noch nie bekommen“, berichtet Koza im Gespräch mit KOMMUNAL. Das Beispiel Vösendorf dürfte Schule machen.