E-Bike
Auf Straßen mit hoher Kfz-Geschwindigkeit (50 km/h oder schneller) sind eigene Radwege, Radfahr- oder Mehrzweckstreifen notwendig.
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E-Bikes bringen mehr Tempo, aber auch Herausforderungen

15. April 2020
Ein vom KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) durchgeführter Vergleich verschiedener Fahrradtypen zeigt: Der Trend zum E-Bike bringt neue Herausforderungen in puncto Radverkehrsplanung mit sich.

In gewisser Hinsicht wurde das Rad doch neu erfunden: Technische Weiterentwicklungen rund um sogenannte E-Bikes tragen seit einigen Jahren massiv zur Attraktivität des Fortbewegungsmittels Fahrrad bei. Kein Wunder daher, dass sich neben klassischen Fahrrädern auch immer mehr Elektrofahrräder auf Österreichs Straßen bewegen.

E-Bikes haben anderes Fahrverhalten

Aufgrund des elektrischen Antriebs unterscheidet sich das Fahrverhalten von E-Bike-Nutzern jedoch von jenem der NutzerInnen „klassischer“ Fahrräder.

Diese Entwicklung war Anlass für die KFV-Verkehrssicherheitsforschung, das spezifische Fahrverhalten verschiedener Fahrradtypen näher unter die Lupe zu nehmen – mit dem Ziel eines reibungslosen Miteinanders im Straßenverkehr. Dabei wurden die Temponiveaus von „klassischen“ Fahrrädern ohne Tretkraftunterstützung, Pedelecs und S-Pedelecs genau analysiert und die daraus resultierenden Herausforderungen für Verkehrsplaner und Sicherheitsexperten abgeleitet.

101 Personen und drei Fahrradtypen im Test

Im Rahmen der Studie führten 101 ProbandInnen auf einem 1,5 Kilometer langen Rundkurs in einer verkehrsberuhigten Zone in Wien-Meidling Testfahrten mit jeweils drei Fahrradtypen durch: mit einem klassischen Fahrrad, einem Pedelec und einem S-Pedelec. Steigung, Gefälle und flaches Gelände waren auf dem Testparcours ebenso zu befahren wie gerade Strecken und verschiedene Kurvenverläufe. Detaildaten zu Geschwindigkeit und Beschleunigung wurden dabei mittels GPS aufgezeichnet.

Die statistische Auswertung aller Parameter ermöglichte einen objektiven Vergleich der einzelnen Fahrradtypen. Anhand eines standardisierten Fragebogens wurden alle Testpersonen nach Absolvierung aller drei Fahrten zu ihrer subjektiven Einschätzung von Sicherheit und Komfort bezüglich der unterschiedlichen Fahrradtypen befragt.

Höheres Temponiveau im Radverkehr

Die quantitative Analyse der Testfahrten zeigte: Mit dem Pedelec wurden auf freier Strecke häufig Geschwindigkeiten um die 25 km/h erreicht. Überschritten wurde die 25-km/h-Marke – aufgrund der limitierten Tretkraftunterstützung – jedoch kaum.

Bei den höher motorisierten S-Pedelecs hingegen näherten sich die gefahrenen Geschwindigkeiten auf freier Strecke eher den 30 km/h. Im Vergleich dazu: mit konventionellen Fahrrädern werden auf freien Strecken Geschwindigkeiten von rund 20 km/h gefahren. Der Radverkehr wird durch den steigenden Anteil an Pedelecs daher in Summe nicht nur schneller, sondern auch inhomogener.

Ein Ziel, getrennte Wege

Diese neue Vielfalt an Tempolevels im Radverkehr bringt auch neue Herausforderungen für die Verkehrsplanung mit sich: Denn ein höheres Geschwindigkeitsniveau von Radfahrern bedeutet auch eine geringere Kompatibilität mit dem Fußgängerverkehr. Grundsätzlich sollte daher danach getrachtet werden, den Radverkehr getrennt vom Fußgängerverkehr zu führen.

Auf Straßen mit hoher Kfz-Geschwindigkeit (50 km/h oder schneller) sind eigene Radwege, Radfahr- oder Mehrzweckstreifen notwendig. Ausreichende Sichtweiten an Kreuzungen und Querungsstellen sowie eine großzügigere Dimensionierung der Radverkehrsanlagen sind weitere wesentliche Faktoren, die es in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen gilt.

Inspektion des Radverkehrsnetzes

Für Touristen und neue Bewohner gleichermaßen interessant, kann ein sorgfältig geplantes, gut ausgebautes und verkehrssicheres Radverkehrsnetz einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivität einer Gemeinde oder Region leisten. Eine Möglichkeit zur Überprüfung der Sicherheit bestehender Radverkehrsinfrastrukturen bietet die sogenannte Rad-RSI (Road Safety Inspection).

Auf diese Weise können Schwachstellen im bestehenden Radverkehrsnetz zeitgerecht erkannt und effektive Maßnahmen zur Unfallprävention gesetzt werden. Dabei begutachten Experten im Rahmen eines Lokalaugenscheins die Infrastruktur im Untersuchungsgebiet, dokumentieren die Befahrungsergebnisse und erarbeiten einen Maßnahmenkatalog für das untersuchte Gebiet.

Was ist was?

Pedelec (Pedal Electric Cycle)

Elektrisch angetriebenes Fahrrad mit Tretunterstützung, d. h., nur wenn der Fahrer in die Pedale tritt, wird er durch den Elektromotor unterstützt. Die maximale Bauartgeschwindigkeit darf 25 km/h, die Maximalleistung des E-Motors 600 Watt nicht übersteigen. Unter diesen Voraussetzungen ist ein Pedelec rechtlich dem Fahrrad gleichgestellt.

S-Pedelec

Elektrisch angetriebenes Fahrrad mit Tretunterstützung und einer maximalen Bauartgeschwindigkeit von 45 km/h. Rechtlich gesehen handelt es sich bei S-Pedelecs um Krafträder – diese Fahrzeuge benötigen Zulassung (Kennzeichenpflicht), Versicherungsschutz und sind nach § 57a überprüfungspflichtig. Der Lenker benötigt einen Führerschein der Klasse AM, muss ein Verbandszeug mitführen und die Helmpflicht beachten.