Franz Haugensteiner
Franz Haugensteiner: „Recruiting ist Chefsache und eine Managementaufgabe. Hier sind Bürgermeister und Amtsleiter gefordert.“

FLGÖ-Tagung

Die Gemeinde als Arbeitsgeber

Gleichzeitig mit dem Kommunalwirtschaftsforum startete die Bundesfachtagung des FLGÖ, des Fachverbands der leitenden Gemeindebediensteten Österreichs. Obmann Franz Haugensteiner berichtete über Erfolge und Herausforderungen.

2022 war das Thema „Unsere Gemeinden: Gestalter der Lebensräume“. Im Kärntner St. Veit beschäftigte sich der FLGÖ speziell mit dem Thema Energiewende und deren Bedeutung für die Gemeinden. „Dabei haben wir mehrfach betont, dass die angestrebte Energiewende nur über die österreichischen Kommunen funktionieren wird und es eine starke fachliche Begleitung für die Gemeinden braucht“, so Haugensteiner.

In Folge gab es eine Initiative des Bundesministeriums für Umweltschutz, Energie und Mobilität, gemeinsam mit dem Klima + Energiefonds und dem österreichischen Gemeindebundes – und es entstand „die gemeindeoffensive.at“, eine Plattform für die Energiewende als Hilfestellung für die Gemeinden – mittlerweile gibt es dort nun schon rund 40 Muster-Gemeinderatsbeschlüsse aus acht Kategorien, darunter die Bereiche „Erneuerbare Energie“, „Mobilität“, „Kreislaufwirtschaft“ – dazu gibt es Hintergrundinformationen wie Förderungen und weitere Hilfestellungen.

Zur Erinnerung die Kernpunkte der Energiewende der österreichischen Politik: Bis 2030 sollen 100 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie erzeugt werden und bis spätestens 2040 müssen soll die Klimaneutralität erreicht sein.

Haugensteiner: „Um diese Ziele zu erreichen, sind nach wie vor große Anstrengungen im Bereich notwendiger Gesetze und Verordnungen notwendig, um die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Klar sei aber auch, dass der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen in den europäischen Ländern große Anstrengungen erfordert, um die Auswirkungen abzufedern, trotzdem dürfe man gesteckte Ziele nicht aus den Augen verlieren.

2023 lautet die Herausforderung: „Personal“

Die Gemeinden – und nicht nur die – finden nicht mehr die notwendige Anzahl an qualifiziertem Personal, das wir für die Erfüllung der Aufgaben gebraucht werden. Darüber hinaus ist in der Zwischenzeit ein heftiger Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte, der „War for Talents“, ausgebrochen, der gut ausgebildete Mitarbeiter aus Gemeinden abwirbt.

„Das hat aber nicht nur mit unserem starren Besoldungsschema zu tun“, meint Haugensteiner. Grundsätzlich sei das der Änderung am Arbeitsmarkt geschuldet, wo sich in der Zwischenzeit gut ausgebildete Kandidaten den Arbeitgeber aussuchen können. Letztendlich bedeute das, dass überall dort, wo Arbeitskräfte knapp werden, sich die Unternehmen jede Menge einfallen lassen müssen, um die besten Bewerberinnen und Bewerber an die eigene Organisation zu binden und einstellen zu können. „Die Kommunen stehen also im Wettbewerb mit der Wirtschaft um die verfügbaren Fachkräfte.“

Dabei spielen neben den rein materiellen Angeboten auch andere Faktoren wie das Image des Arbeitsgebers sowie eine klare Identität, die auch den Wünschen des Arbeitnehmers entspricht, eine entscheidende Rolle. Bei der Mitarbeiterbindung sind, so Haugensteiner, neben dem Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz die Chancen auf Fort- und Weiterbildung und ein positives Arbeitsklima zu nennen. Dies sind klare Aufgaben der Führung einer Organisation!

Letztendlich werden jene Gemeinden den „Krieg der Talente“ gewinnen, die es nicht nur schaffen, die Personalbeschaffung erfolgreich zu gestalten, sondern auch in die angesprochene Personalbindung investieren.

Recruiting ist Chefsache und eine Managementaufgabe

Bei dieser Aufgabe sind Bürgermeister und Amtsleiter gefordert – oder mit Haugensteiners Worten: „Hier stehen beide in der Verantwortung.“ Bewusstseinsbildung und Fachwissen sei notwendig, um die besten Mitarbeiter zu finden, um diese auch richtig auszuwählen. In den vergangenen Monaten hat der FLGÖ gemeinsam mit dem Personalprofis der BDO ein „Anforderungsprofil eines Amtsleiters für eine Ausschreibung“ entwickelt.

Haugensteiners Schlussworte: „Letztendlich bin ich der Meinung, wir müssen uns dem Wettbewerb am Arbeitsmarkt stellen, auch wir in der öffentlichen Verwaltung müssen moderne Methoden anwenden, um unseren Fachkräftebedarf zu decken.“

Wie das gehen könnte, damit beschäftigte sich das Kommunalwirtschaftsforum 2023.

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