Lech
Im Rahmen der zwei LIFE-Projekte konnten dem Lech wieder mehr Natürlichkeit und Dynamik zurückgeben werden.
© Land Tirol/Christanell

Tirol

Der Lech fließt wieder in natürlichen Bahnen

23. August 2022
Auf rund 65 Kilometern Länge stellt der Lech in Tirol eines der letzten naturnahen alpinen Flussgebiete Österreichs und eine der letzten größeren zusammenhängenden Wildflusslandschaften im nördlichen Alpenraum dar – doch das war nicht immer so: Mit den umgesetzten Renaturierungsmaßnahmen im Rahmen von zwei LIFE-Projekten konnte der Flusslandschaft wieder mehr Natürlichkeit und Dynamik zurückgegeben werden.

Im Jahr 2000 wurde das Flusssystem Lech als Natura 2000 Gebiet ausgewiesen und damit unter besonderen Schutz gestellt. 2001 bis 2007 konnten im Rahmen des LIFE-Projekts „Wildflusslandschaft Tiroler Lech“ erste erfolgreiche Maßnahmen im Mittel- und Unterlauf des Flusses gesetzt werden, die dem Lech seine Natürlichkeit an vielen Streckenabschnitten zurückgegeben haben. Darauf aufbauend startete 2016 das zweite LIFE-Projekt „Dynamic River System Lech“.

„Der Lech ist ein Paradebeispiel zukunftsfähiger Gewässerentwicklung und zeigt, dass Hochwasserschutz, Gewässerschutz und Naturschutz Hand in Hand gehen können“, erklärt Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.

Im Rahmen der Flussregulierungen in der Vergangenheit wurde der Lech stark eingeengt. Daraus resultierend verloren Tiere und Pflanzen ihren natürlichen Lebensraum. „Durch die LIFE-Projekte konnten wir diese Eingriffe weitestgehend rückgängig machen. Heute ist der Lech mehr denn je ein einzigartiges Naturjuwel“, erläutert Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe.

Zurück zur Natur samt Hochwasserschutz 

Insgesamt 13 Flussbaumaßnahmen zur Re-Dynamisierung des Lechs wurden im Rahmen des mit sechs Millionen Euro dotierten Projektes im Oberlauf des Lech sowie im Grenzverlauf auf deutschem Staatsgebiet umgesetzt.

Unter anderem wurden Flussverbauungen entfernt, das Flussbett verbreitert, Nebenarme angelegt und Querverbauungen gekürzt. Dabei wurden rund 72.000 Kubikmeter Flussbausteine abgetragen und über 7.000 Meter an Längsverbauungen entfernt. Gleichzeitig wurde auch der Hochwasserschutz verbessert:

„Durch die Flussaufweitungen konnten rund 23 Hektar an zusätzlichen Flussraum geschaffen werden – das entspricht einer Fläche von rund 32 Fußballfeldern. Diese Flächen wirken als zusätzlicher Puffer bei Hochwassergefahr“, erklärt LHStv Geisler. Durch den gezielten Rückbau der Verbauungen kann sich der Lech in Zukunft auf über 60 Hektar weiter natürlich entwickeln.

50 Laichgewässer für Amphibien und Libellen

Neben den Baumaßnahmen am Lech wurden unterschiedliche Schritte zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten umgesetzt – so etwa die Schaffung von mehr als 50 neuer Laichgewässer für Amphibien und Libellen. Auch aus der Lech-Region nahezu verschwundene Pflanzenarten wie der Zwergrohrkolben wurden wieder angesiedelt.

Hängebrücke dient der Bewusstseinsbildung

Hängebrücke Forchach_

Ein wesentlicher Teil des LIFE-Projektes ist die Bewusstseinsbildung. Informationsveranstaltungen und geführte Exkursionen durch das Gebiet sollen Interessierten die Wildflusslandschaft näherbringen. Gleichzeitig kann der Besucherstrom gelenkt und somit die empfindliche Naturzone entlastet werden“, erklärt Markus Federspiel von der Abteilung Wasserwirtschaft.

Teil der Bewusstseinsbildung stellt die neue Hängebrücke in Forchach dar. Wo zuvor eine der letzten Engstellen des Flusses zu finden war, spannt sich die Hängebrücke heute 150 Meter über den natürlich fließenden und verzweigten Lech.