Josef Liendl
„Man muss rechtzeitig drauf schauen, dass man‘s hat, wenn man‘s braucht.“ Josef Liendl über den bedarfsgerechten Ausbau der Infrastruktur in seiner Zuzugsgemeinde.
© Caroline Kauder

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„Den Ortskern beleben“

Köttmannsdorf wurde kürzlich zur 49. Marktgemeinde in Kärnten erhoben. Bürgermeister, Josef Liendl, erklärt, was das bedeutet, und welche weiteren Entwicklungen die stetig wachsende Kommune plant.

Es sind herausfordernde Zeiten, in denen wir leben. Das gilt auch für Kärntner Gemeinden. Finanzielle, wirtschaftliche und demographische Daten belegen das.

Nichtsdestotrotz läuft es in Köttmannsdorf richtig gut. Im Gegensatz zu einer Vielzahl der Kärnter Kommunen erlebt die Gemeinde einen anhaltend starken Zuzug neuer Bürgerinnen und Bürger. Das freut ihren Bürgermeister Josef Liendl sehr, stellt ihn und sein Team aber auch vor eine Reihe von Aufgaben, die mit der anwachsenden Bevölkerung einhergehen. Im Gespräch mit KOMMUNAL verrät der erfahrene Lokalpolitiker die Vorteile aber auch die Nachteile, die seinen Heimatort ausmachen.

Rosental
lick ins Rosental – vom Plöschenberg quer über das Köttmannsdorfer Gemeindegebiet. Im Hintergrund das Ferlacher Horn. Foto: Johann Jaritz CC BY-SA 4.0

Köttmannsdorf befindet sich südwestlich von Klagenfurt, und schließt direkt an dessen Gemeindegebiet an. Von der Landeshauptstadt und dem Wörtherseegebiet getrennt wird es durch den Gebirgszug der Sattnitz. Über Köttmannsdorfs östlichsten Ort, Lambichl, besteht allerdings eine gute Straßenverbindung. Die Stelle ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Über Lambichl führt die wichtigste Route aus Klagenfurt Richtung Süden, zum Loiblpass und ins Rosental. Jenes Rosental, das von der Drau durchflossen wird und in dessen nördlichem Teil sich das Gemeindegebiet von Köttmannsdorf erstreckt. Entlang des Ferlacher Stausees besteht es - typisch für Kärnten - aus einer Reihe von Streusiedlungen, von der Hollenburg bis nach Neusaß. Köttmannsdorf heißt der zentral gelegene Hauptort der Gemeinde, oder besser gesagt, der Marktgemeinde, denn im Herbst erhob der Kärntner Landtag Köttmannsdorf zur 49. Marktgemeinde in Kärnten. 

Ehrhebung zur Marktgemeinde ist Zeichen der Anerkennung

Auch wenn es in der heutigen Zeit keine rechtliche Bedeutung mehr hat, ist diese Aufwertung doch ein starkes Signal und Anerkennung für die Bevölkerung. „Ich bin froh und stolz auf unsere Entwicklung und dass wir so positiv in die Zukunft gerichtet sind“, erklärt Bürgermeister Josef Liendl. „Für die Ernennung muss man zahlreiche Kriterien erfüllen. Das war nicht so einfach und mit sehr viel Arbeit verbunden. Aber es ist eine hervorragende PR für uns.“ Dementsprechend würdig haben Anfang Februar die Köttmannsdorfer auch die Markterhebungsfeier zelebriert. 

Doch warum läuft es in Köttmannsdorf so gut? Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst ist es einmal die Lage. Die Nähe zur Landeshauptstadt einerseits, und die malerische Einbettung ins naturbelassene Rosental andererseits macht die Ortschaften für Zuzügler attraktiv.

Den gravierendsten Nachteil der Gemeinde aus infrastruktureller Sicht, nämlich die verstreuten Siedlungsgebiete, konnte die Gemeindeverwaltung erfolgreich in den Hintergrund treten lassen.

Der Verkehrsknoten Lambichl wurde unter Liendl ausgebaut und aufgewertet. Neben einer Park & Ride-Anlage wurde im Dezember die ÖBB-Haltestelle Lambichl eröffnet, sodass die Gemeinde nun auch über eine Anbindung an das Eisenbahnnetz verfügt.

ÖBB-Haltestelle Lambichl,
Mit der neuen ÖBB-Haltestelle Lambichl, hier bei der Eröffnungsfeier Anfang Dezember 2022, verfügt die Marktgemeinde Köttmannsdorf nunmehr über eine eigene Anbindung an das Bahnnetz. 

Als Zubringer aus den diversen Ortschaften hat sich das in Kärnten bereits in rund 40 Gemeinden verbreitete GoMobil-Konzept bewährt. Als gemeinnütziger Verein organisiert, unterstützt GoMobil mit eigenen Fahrzeugen in Köttmannsdorf und der Nachbargemeinde Maria Rain die Bevölkerung mit Mobilitätshilfe – zum Einkaufen, zum Friseur, zum Arzt und natürlich auch zur Bahn und wieder zurück.

„Das bieten wir seit mittlerweile 18 Jahren an und es ist nicht mehr wegzudenken“, erzählt Liendl, der auch als Obmann fungiert. Finanziert wird der Verein durch die Mitglieder, die Gemeinden und mit der Hilfe des Landes über den Verkehrsverbund.    

Köttmannsdorf
Über dem Ferlacher Stausee und der Loiblpass Straße thront die Hollenburg als markantestes Bauwerk der Marktgemeinde. Foto: Johann Jaritz CC BY-SA 4.0

Die Streusiedlungslage mit zahlreichen charakteristischen Bergwirtschaften ist auch die Ursache dafür, dass Köttmannsdorf bis heute kein richtiges Ortszentrum besitzt. Das zu ändern war und ist Liendls vorrangiges Ziel. Der 57-jährige Bürgermeister ist in seinem Brotberuf Bauingenieur, betriebt sein eigenes Ingenieursbüro und ist Sachverständiger in Baurechtsangelegenheiten. Als solcher steht er auch den Bürgermeistern vieler anderer Gemeinden beratend zur Seite: „Die Kontakte zu den Nachbargemeinden sind sehr gut – persönlich und beruflich. Wir haben wirklich ein super Verhältnis untereinander, egal welcher politischer Couleur.“  

Neben seiner fachlichen Expertise kommt Liendl auch seine politische Erfahrung zugute. Mittlerweile befindet er sich bereits in seiner dritten Amtsperiode als Ortschef. Doch auch schon vor seiner Ernennung zum Bürgermeister im Jahr 2009 war er in der Gemeindepolitik aktiv, war Vizebürgermeister und blickt auf 26 Jahre im Gemeinderat zurück.

Das hat in seiner Familie übrigens Tradition. Auch sein Vater war schon Vize- und Bürgermeister. Liendl hat also fachlich wie politisch die besten Voraussetzungen um das Mammutprojekt anzugehen, nicht nur die Gemeindeinfrastruktur der steigenden Bevölkerung anzupassen, sondern gleichzeitig auch ein der Marktgemeinde gerecht werdendes Ortszentrum zu schaffen. Und diese Vorhaben ist bereits in vollem Gang.

Erfolgreiche Ortskernbelebung 

Vor vier Jahren haben die Köttmannsdorfer ihr Ortskernbelebungsprojekt gestartet und sind jetzt dabei es sukzessive abzuarbeiten. Das umfasst die Neugestaltung des Dorfplatzes, der unter anderem mit Auto- bzw. E-Bike-Ladestationen ausgestattet wird und eine verbesserte Zugangsmöglichkeit zum Bach bekommt. So wirklich sichtbar war dieser bislang nämlich nicht.

Der Dorfplatz soll künftig ein Veranstaltungsort sein und wird mit einem Bauvorhaben aufgewertet, das eine Kombination aus Gemeindezentrum und Gasthaus darstellt.

„Da sind wir in der Endplanung, sodass wir spätestens im Sommer den Baubeginn tätigen können. Mit einem Investor für das Gasthaus, das direkt an das Gemeindeamt angebaut wird, sind wir noch in Verhandlungen. Momentan ist es aufgrund der allgemeinen Lage schwierig im Bereich Gastronomie Investoren zu bekommen, aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir auch das noch zu einem guten Abschluss bringen“, ist Liendl überzeugt. Im Zuge der Neugestaltung werden auch zusätzliche Wohnungen errichtet, als Inklusionsprojekt mit behindertengerechten Wohnungen und solchen für Menschen mit geringem Einkommen. 

Gemeindezentrum Köttmannsdorf
Die Visualisierung zeigt, wie das neue Gemeindezentrum von Köttmannsdorf aussehen wird. Bild Daniel Kattnig

Bildungszentrum wird erweitert

Langweilig wird Liendl bestimmt nicht, denn das nächste Projekt steht auch schon in den Startlöchern. Die wachsende Gemeinde möchte ihr Bildungszentrum erweitern. Dazu wurde in der Weihnachtssitzung der erforderliche Grundeinkauf getätigt.

Geplant ist unter anderem eine Ganztagesschule und eine hundertprozentige Kinderbetreuung vom ersten bis zum zehnten Lebensjahr. Drei Jahre Vorarbeiten stecken bereits in dem Projekt. Gegenwärtig werden die Kriterien erarbeitet. Danach kommt ein Architekturwettbewerb. In Herbst soll der Finanzierungsplan stehen, und spätestens 2025 der Baubeginn folgen.

„Derzeit haben wir zwar noch Kapazitäten in unseren jetzigen Einrichtungen“, berichtet Liendl, doch die steigende Bevölkerungszahl lässt ihn schon jetzt handeln, denn - und dazu bedient er sich eines abgewandelten Zitats Jogi Kirschners: „Man muss rechtzeitig drauf schauen, dass man‘s hat, wenn man‘s braucht.“

Möglich sind diese Investitionen nur, weil Köttmannsdorf einen der niedrigsten Schuldenstände Kärntens hat. Dabei ist es von den Kommunalsteuereinnahmen (derzeit ca. 250.000 Euro) nicht besonders gesegnet. Klein- und Mittelbetriebe dominieren, Großbetriebe gibt es keine. „Aber dadurch, dass dank der steigenden Einwohnerzahl auch die Ertragsanteile steigen und wir keine Hollywood-Projekte finanzieren, können wir das Geld sinnvoll für die Bevölkerung einsetzen“, freut sich Liendl. 

Vorreiter bei Biodiversität

Angesichts all der Bauvorhaben betont er, dass es nicht darum gehe Infrastruktur zu schaffen. „Genauso wichtig sind die sozialen Kontakte, die Gemeinschaft, die Vereine und nicht zu vergessen – die Natur.“

Tatsächlich gilt Köttmannsdorf als eine der führenden Gemeinen, was die Biodiversität betrifft und wurde unlängst mit einer e5-Krone ausgezeichnet. Trotzdem oder gerade deshalb sorgt sich Liendl sehr um den Erhalt der Kulturlandschaft, denn die landwirtschaftlichen Klein- und Mittelbetriebe werden immer weniger. Gut möglich, dass dem Bürgermeister der zweisprachigen Gemeinde, dessen Großmutter selbst eine Kärntner Slowenin war, auch dagegen noch ein Mittel einfällt. Energie und Tatendrang hat er jedenfalls noch genug. 

Zur Person

Josef Liendl

Alter: 57
Gemeinde: Köttmannsdorf 
Einwohnerzahl: 3.129 (2022)
Bürgermeister seit: 2009
Partei: ÖVP