Projekt CRISP-Dashboard

Damit Gemeinden schneller auf Krisen reagieren können

Gemeinden stehen immer häufiger vor großen Herausforderungen durch Naturkatastrophen und Krisen. Das FFG/BMK-geförderte Projekt CRISP (Crisis Response and Intervention Supported by Semantic Data Pooling) bietet hier eine Lösung, um die Widerstandsfähigkeit von Gemeinden zu verbessern.

In einer Kooperation aus Gemeinden, Wissenschaft, Einsatzkräften und Unternehmen wird daran gearbeitet, den Katastrophenschutz und das Krisenmanagement zu stärken und Gemeinden damit zu helfen, besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein.

Kommunikation für den Ernstfall verbessern

Ziel des CRISP-Projekts ist es, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen und Katastrophen zu erhöhen. Dafür werden neue Technologien und Strategien entwickelt, die unter anderem  die Kommunikation und Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren im Krisenfall verbessern. Durch die Einbindung von lokalen Einsatzkräften und Verwaltungsbehörden wird die praktische Anwendbarkeit moderner Technologien getestet, sodass alle Beteiligten die neuen Systeme und Technologien effektiv nutzen können.

Fülle von Daten wird vereint

Das Visual Analytics Dashboard, entwickelt von webLyzard technology, ist ein entscheidendes Werkzeug des CRISP-Projekts zur Unterstützung der Krisenreaktion. Das Dashboard kombiniert moderne Datenwissenschaft und Visualisierungsmethoden, um Entscheidungsträgern in Gemeinden umfassende Einblicke zu ermöglichen. Es verarbeitet Daten aus unterschiedlichsten Quellen wie sozialen Medien, Nachrichtenportalen und den Websites von Gebietskörperschaften und Behörden, um Krisensituationen nahezu in Echtzeit darzustellen und die Auswirkungen von Interventionsmaßnahmen besser abschätzen zu können.

Dieses Dashboard wurde dazu entwickelt, Gemeinden in Krisensituationen zu unterstützen, Indem es Wetterwarnungen, Berichte aus sozialen ­Medien sowie aktuelle Informationen von lokalen Behörden in Echtzeit analysiert, können Ereignisse wie lokale Überschwemmungen oder Unfälle frühzeitig erkannt werden. Durch die schnelle Integration dieser Daten könnten Frühwarnungen ausgegeben und gezielte Maßnahmen zur Schadensminderung eingeleitet werden.

CRISP-Dashboard
Der Dashboard-Screenshot zeigt eine Suchabfrage zum Thema „Unwetter“ zwischen Jänner und Oktober 2024. Als Quellen wurden die Websites von Gebietskörperschaften und Feuerwehren herangezogen, die Ergebnisse sind nach Bundesland farblich differenziert (blau: Niederösterreich; gelb: Steiermark; braun: Wien; grün: Tirol). Der „Story Graph“ zeigt die wesentlichen Ereignisse, allen voran natürlich die heftigen Niederschläge im September in Niederösterreich und Wien. Die Liste darunter führt jene Quellen an, die über Unwetter berichtet haben und die Visualisierungen auf der rechten Seite zeigen einerseits die geografische Verteilung der Ergebnisse bzw. darunter die inhaltlichen Assoziationen alphabetisch in Form einer Tag Cloud und hierarchisch in Form eines Keyword-Graphen.

Für Gemeinden kann ein solches Dashboard eine deutliche Verbesserung ihrer Krisenvorsorge bedeuten. Die Möglichkeit, Daten aus verschiedenen Quellen in einer einzigen interaktiven Plattform zu visualisieren, ermöglicht es, schnell und fundiert auf Krisen zu reagieren. So kann das Dashboard lokale Entscheidungsträger dabei unterstützen, das Bedrohungsniveau einzuschätzen, Frühwarnungen zu geben und Maßnahmen zur Schadensminderung zu ergreifen.

Der Heat and Health Explorer

Ein weiteres Ergebnis des CRISP-Projekts ist die Entwicklung einer interaktiven Karte, die die Hitzegefährdung in Österreich aufzeigt: der Heat & Health Explorer. Diese Karte wurde von Forscher des Complexity Science Hub und der Wirtschaftsuniversität Wien erstellt und zeigt, wie stark verschiedene Regionen des Landes von Hitze betroffen sind und zukünftig betroffen sein werden. Sie berücksichtigt dabei sowohl die Anzahl der Hitzetage als auch den Anteil der vulnerabelsten Bevölkerungsgruppe, der über 65-Jährigen.

Der Heat and Health Explorer stellt das Gefahrenpotenzial durch Hitze auf Ebene der Gemeinden im Laufe der nächsten Jahrzehnte dar und kann so dabei helfen, gezielt und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu setzen. 

Diese Maßnahmen könnten zum Beispiel die Erweiterung von Grünflächen, die Begrünung von Gebäude­fassaden oder die Einrichtung von Wassersprühanlagen und kühlenden Gemeinschaftsräumen umfassen, um die Auswirkungen extremer Hitze abzumildern und die Gesundheit der älteren Bevölkerung zu schützen. 

Heat and Health Explorer
Die Karten zeigen den Hitzebelastungsindex für das Jahr 2023 auf Gemeindeebene (oben) und für das Jahr 2050 auf Bezirksebene (aufgrund der Einbeziehung des Anteils der über 65-Jährigen, für den nur Bezirksprognosen vorliegen). Im „Business as usual“-Szenario RCP 8.5, das von einem ungebremsten Anstieg der Treibhausgasemissionen ausgeht, ist der Hitzebelastungsindex 2050 in fast allen Bezirken sehr hoch. Dies ist sowohl auf die alternde Bevölkerung als auch auf die steigende Zahl der Hitzetage zurückzuführen.

Heat and Health Explorer

Die Karte bietet außerdem ­Prognosen für die zukünftige Hitzegefährdung bis zum Jahr 2050, was den Gemeinden hilft, frühzeitig auf kommende Herausforderungen zu reagieren und ihre Strategien entsprechend anzupassen. Die positiven Rückmeldungen zeigen, dass die Gemeinden durch diese datengetriebenen Erkenntnisse konkrete Schritte zur Verbesserung ihrer Resilienz gegenüber Hitzewellen unternehmen können, wodurch langfristig die Widerstandsfähigkeit gestärkt wird. 

CRISP und seine Entwickler

Neben webLyzard technology und dem Complexity Science Hub gehören auch das Wiener Start-up nexyo, das für die Entwicklung der Datenplattform verantwortlich ist, Geosphere Austria, das meteorologische Daten zur Verfügung stellt, sowie das KDZ (Zentrum für Verwaltungsforschung), das die Umsetzung und Analyse auf Gemeindeebene unterstützt, zum Projektkonsortium. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass innovative Lösungen für das Krisenmanagement entwickelt und praxisnah erprobt werden können.

CRISP wurde im Dezember 2021 gestartet und befindet sich derzeit in der Pilotphase. 

Erste Ergebnisse werden bereits ausge­wertet und die Technologien sollen ab 2025 breiter verfügbar gemacht werden. Gemeinden, die frühzeitig teilnehmen, profitieren von einer intensiveren Betreuung und können die Entwicklungen aktiv mitgestalten. Langfristig ist geplant, die Technologien auf nationaler Ebene auszurollen und weiteren Gemeinden zugänglich zu machen.

Das CRISP-Projekt zeigt, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gemeinden ist, um die Resilienz gegenüber Krisen zu stärken. 

Die bisherigen Ergebnisse verdeutlichen, dass technologische Innovationen einen großen Unterschied machen können.