Mehr als die Hälfte der befragten Frauen gibt an, mehr als 41 Stunden pro Woche für ihre Gemeinde im Dienst zu sein.
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Bürgermeisterinnen wünschen sich bessere soziale Absicherung

29. Juli 2021
Nur rund 24 Prozent der Bürgermeisterinnen sind mit der sozialen Absicherung des Amtes zufrieden, die übrigen empfinden die Regelungen zu Gehaltfortzahlung, Arbeitslosenversicherung, Pensionsversicherung und Karenz als wenig bis gar nicht zufriedenstellend. Über 80 Prozent wünschen sich eine Karenzregelung für das Amt.

Als größte Herausforderung gaben die bei der anlässlich des jährlichen Bürgermeisterinnentreffens gemachen Umfrage die knapp 100 befragten weiblichen Ortschefs aber das Thema Finanzen an, dicht gefolgt von dem hohen bürokratischen Aufwand sowie die Themen Bauordnung und Wohnraumschaffung.

Sorgenkind Haftungen

Eine sehr große Belastung für die Bürgermeisterinnen stellt außerdem das Thema Haftungen dar: Knapp drei Viertel fühlen sich durch das Damoklesschwert Haftung stark bis sehr stark beunruhigt und geben weiters an, dass Haftungsfragen in den letzten Jahren zugenommen haben.

„Die Umfrageergebnisse zeigen uns auf, dass es in vielen Bereichen noch Verbesserungsbedarf gibt. Wir sehen, dass es durch Themen wie Haftungsfragen oder Raumordnungsbelange zu großen Belastungen kommen kann. Umso wichtiger ist es, den regelmäßigen Austausch unter den Bürgermeisterinnen zu fördern, und ihnen einen Rahmen zu bieten, einander zu unterstützen. Das Bürgermeisterinnentreffen darf als ein kräftiges Zeichen für mehr Frauen in der Kommunalpolitik verstanden werden. Es soll nicht nur jene Frauen unterstützen, die die wichtigen Führungsaufgaben in einer Gemeinde übernehmen, sondern soll auch andere Kommunalpolitikerinnen ermutigen, sich diese Aufgabe zuzutrauen“, sagt Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl.

Bürgermeisterin sein ist Vollzeitjob

Die Umfrage zeigt darüber hinaus, dass etwa die Hälfte der Befragten das Bürgermeisterinnenamt nebenberuflich ausübt - und das, obwohl die Umfrage bestätigt, dass diese Tätigkeit ein Vollzeitjob ist.

Mehr als die Hälfte der befragten Frauen gibt an, mehr als 41 Stunden pro Woche für ihre Gemeinde im Dienst zu sein, fast 28 Prozent der Befragten wendet bis zu 40 Stunden die Woche für das Amt auf. Dementsprechend geben fast 80 Prozent an, dass sie über wenig bis gar keine Freizeit verfügen.

Die Hälfte der befragten Bürgermeisterinnen hat außerdem Kinder im Betreuungsalter - davon geben etwa 55 Prozent an, dass sie sich die Familienarbeit mit ihrem Partner teilen, gefolgt von 34 Prozent, welche angeben, den größten Anteil der Familienarbeit zu übernehmen.

Bürgermeisterinnen sind besonders von Anfeindungen betroffen

„Die Umfrage bestätigt uns, dass viele Frauen in einer kommunalen Führungsposition mit Mehrfachbelastungen zu kämpfen haben. Neben zivilem Job und Familienarbeit nimmt das Bürgermeisterinnenamt sehr viel Zeit in Anspruch. Dazu kommt der emotionale Stress: Fast die Hälfte der Befragten gab an, in ihrer Amtszeit bereits mit persönlichen Anfeindungen oder Hass im Netz konfrontiert worden zu sein. Wenn man untereinander den wertschätzenden Umgang verliert, geht das an die Substanz. Auch deshalb ist es uns ein großes Anliegen, uns beim Bürgermeisterinnen-Treffen persönlich auszutauschen, zu bestärken und voneinander zu lernen“, so die beiden Gemeindebund-Vizepräsidentinnen Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher und Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner.