Je weiter der Blick in die Zukunft, desto optimistischer werden die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.
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Bürgermeister blicken mit Zuversicht in die Zukunft

Das Marktforschungsinstitut IMAS hat für das CommunalAudit in Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund im Mai 2021 die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nach ihren Zukunftsperspektiven, den kommunalen Trends von morgen und Herausforderungen im Bürgermeisteramt befragt. 465 Gemeindeoberhäupter (22 Prozent) haben an der Umfrage teilgenommen und für durchaus interessante Ergebnisse gesorgt.

Die wichtigste Botschaft zu Beginn: Die Mehrheit der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister blickt mit großer Zuversicht in die Zukunft ihrer Gemeinden. Ein Ergebnis, das man bei allen Debatten rund um die finanzielle Lage der Gemeinden durch die Corona-Krise vielleicht nicht so deutlich erwarten würde.

Aber die Umfrage zeigt: Je weiter der Blick in die Zukunft, desto optimistischer werden die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Auf die kommenden zwölf Monate blicken 54 Prozent mit Zuversicht, auf die kommenden zwei bis drei Jahre 57 Prozent und auf die nächsten sieben bis neun Jahre 62 Prozent. Einen sorgenvollen Blick auf die Zukunft der eigenen Gemeinde in den nächsten zwölf Monaten haben nur 19 Prozent der Befragten. Weiter nach vorne geblickt sinkt auch der Anteil der Sorgenvollen auf 11 Prozent. Die Gründe für den zuversichtlichen Blick sind vor allem die positive Aufbruchsstimmung, die wirtschaftliche Entwicklung, die gute Infrastruktur und die eigene optimistische Einstellung.

Zukunftsbetrachtung in den Gemeinden
In welchen Zeiträumen sehen Sie der Entwicklung in Ihrer Gemeinde mit Zuversicht, Skepsis oder Sorge entgegen?
 

Gründe für skeptischen Blick auf langfristige Zukunft: Finanzen

Befragte, die skeptisch auf die kommenden sieben bis neun Jahre blicken, begründen dies vor allem mit dem Budget und den Finanzen. Zudem nennt diese Gruppe auch wirtschaftsbezogene Aspekte und zu umfangreiche Aufgaben bzw. dass vieles auf die Gemeinde abgewälzt wird.

Gründe für sorgenvollen Blick auf langfristige Zukunft: Finanzen

Aufgrund der geringen Fallzahl ist Folgendes mit Vorsicht zu interpretieren: Befragte, die besorgt in die kommenden sieben bis neun Jahre blicken, nennen ebenfalls vor allem das Budget bzw. die Finanzen. Weiters zu Protokoll gegeben werden auch wirtschaftliche Aspekte und zu umfangreiche Aufgaben bzw. dass vieles auf die Gemeinde umgewälzt wird.

Vertrauen in die Bedeutung der Gemeinden

58 Prozent der Bürgermeister glauben, dass die Bedeutung der Gemeinden in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Diese Meinung korreliert auch mit den hohen Vertrauenswerten, die unseren 2.095 Gemeinden und den Gemeindechefs seitens der Bevölkerung seit Monaten entgegengebracht werden. Eine Umfrage von Demox-Research, über die auch KOMMUNAL schon mehrfach berichtet hat, zeigt, dass 61 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ihren Bürgermeistern vertrauen. Und dieses Vertrauen seitens der Bevölkerung hat sich in den letzten eineinhalb Jahren mehr als verfestigt. 

Wird die Bedeutung der Gemeinde in den nächsten fünf bis sieben Jahren eher zunehmen oder abnehmen?
Wird die Bedeutung der Gemeinde in den nächsten fünf bis sieben Jahren eher zunehmen oder abnehmen?

Die wichtigsten Themen der nächsten Jahre

Große Themen und Fragestellungen, die in den nächsten Jahren auf die Gemeinden einwirken, sind aus Sicht der 465 Befragten der IMAS-Studie neben finanziellen Fragen vor allem der Klimawandel und Umweltthemen, die Raumplanung und Flächenwidmung, der Glasfaserausbau, die Kinderbetreuung und der Ausbau der Infrastruktur. Darüber hinaus werden auch Pflege, Mobilität und allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen Beschäftigungsfelder der Gemeinden in den kommenden Jahren sein.

Egoismus und Anspruchsdenken der Bürger nehmen zu

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Wahrnehmung der Bürgermeister, dass sich in den letzten Jahren die Einstellungen der Gemeindebürgerinnen und -bürger mehr als verändert haben. So steigen – laut den Befragten - Egoismus und Anspruchsdenken der Bürgerinnen und Bürger. Die Forderungen an die Kommune werden immer mehr, während die Ungeduld steigt. Das Gemeindeamt ist in der Wahrnehmung der Bürger heute für alles und jeden zuständig. Nicht umsonst sind auch die relevantesten Kompetenzen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die Bereiche Bürgernähe und Empathie, dicht gefolgt von Führungsqualifikation und Konfliktmanagement. 

Wie gut sind Sie persönlich im Großen und Ganzen auf die Zukunft und die zukünftigen Entwicklungen vorbereitet?
Wie gut sind Sie persönlich im Großen und Ganzen auf die Zukunft und die zukünftigen Entwicklungen vorbereitet? 

Im Zuge der IMAS-Befragung wurden auch einige Fragen rund um die bisherige Bewältigung der Covid-Krise gestellt. Für über drei Viertel (77 Prozent) der Befragten stellt die Corona-Pandemie die größte Herausforderung für die Gemeinden seit vielen Jahrzehnten dar.

58 Prozent der Bürgermeister gehen von einer starken Veränderung des Alltags durch die Corona-Krise aus. Die größten Herausforderungen für die Kommunen waren die Finanzen, Kommunikation mit den Bürgern, die rasche Umsetzung von Covid-Maßnahmen und die Reduktion der Sozialkontakte sowie der Einbruch des Vereinslebens. Für elf Prozent der Bürgermeister waren Krisenmanagement und die Spaltung der Gesellschaft durch Corona-Leugner und Impfverweigerer größere Herausforderungen. 

IMAS-Umfrage im Auftrag von Gemeindebund und Ramsauer und Stürmer.

Methode: online, 5.–23. Mai 2021

Teilnehmer: n=465 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Österreich