Bewerbungsgespräch
Ein Wohnsitz in der Gemeinde ist als relevantes Kriterium zu wenig, um eine Stelle zu besetzen, wiewohl Kenntnisse der spezifischen regionalen Gegebenheiten nicht von der Hand zu weisende Vorteile für die Entscheidung für oder gegen Bewerber sind.
© Shutterstock/stockfour

Bestes Personal ist die Basis erfolgreicher Gemeindearbeit

20. Oktober 2019
Speziell im Gemeinde-Umfeld gibt es bei der Mitarbeiter-Auswahl ein Spannungsfeld zwischen sachlichen und politischen Überlegungen. Die Personalexpertin Natascha Kornfeld-Ebner betrachtet Auswahlverfahren, Einstellungsanforderungen und Meinungen der Bürgermeister zu diesem Thema und gibt Ratschläge zu Personalthemen.

Sowohl der juristische als auch der logistische Aufwand der Gemeindeverwaltungen ist in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Um diesen bewältigen zu können, braucht es großes Fachwissen und bürgernahes Denken. Dafür eignen sich nur die allerbesten Experten, und zwar auf allen Ebenen. Das bedingt eine zielgerichtete Personalsuche, wie sie auch in der Privatwirtschaft unabdingbar und Usus ist. Für den Erfolg einer Firma sind Human Resources der bestimmende Faktor.

Achtung auf Lebenslauf und Zeugnisse

Personalexpertin Natascha Kornfeld-Ebner weist darauf hin, dass Personalentscheider bei der Stellenbesetzung in einer Gemeinde nicht nur den jeweiligen Interviews höchste Aufmerksamkeit schenken sollten, sondern sich auch mit dem Lebenslauf und den dazugehörigen Dienstzeugnissen der Bewerberinnen und Bewerber befassen sollten.

„Hören Sie zu, was das Gegenüber sagt; und genau hier haken und fragen Sie nach. Je höher die zu besetzende Stelle ist, umso feiner muss auf die Nuancierung der Wortwahl und die Zwischentöne geachtet werden“, meint Kornfeld-Ebner und ergänzt als Tipp, „stellen Sie selbst die eigene Person in den Hintergrund. Die langjährige Praxis zeigt, dass es zielführender ist, Direktsuchen statt breit gestreuter Inserate anzuwenden.“

Sicherlich werden einzelne Bürgermeister und Stadtchefs Kandidatinnen und Kandidaten im Auge haben, deren Asset ihr Wohnsitz in der Gemeinde darstellt. Doch das sei laut der Personalexpertin als relevantes Kriterium zu wenig, um eine Stelle zu besetzen, wiewohl Kenntnisse der spezifischen regionalen Gegebenheiten nicht von der Hand zu weisende Vorteile für die Entscheidung für oder gegen Bewerber sind!

Zugegeben: Für die Auswahl der einzelnen Gemeindemitarbeiter bedarf es Fingerspitzengefühl. Denn an sie werden ja auch Wünsche aus der Bevölkerung herangetragen. Um hier jedoch unparteiisch zu sein und niemanden aus dem Ort vor den Kopf zu stoßen, empfiehlt es sich, die Hilfe eines professionellen Personalberaters in Anspruch zu nehmen, um ein objektiviertes Auswahlverfahren zu garantieren. Jede Position innerhalb der Gemeinde ist eine Schlüsselstelle und ein Zahnrad, wo auch das Kleine in das große Gesamte greift!

Dabei ist das lokale Denken kein Nachteil: Oftmals schlummern geeignete Mitarbeiter in den eigenen Orten mit ihren vielen engagierten Bürgern und man kann gerade hier fündig werden. Für die Gemeindeverwaltung ist es ein großer Vorteil, dabei eine für alle objektive Sichtweise zu demonstrieren.

Was die Praktiker sagen

„Bei der Auswahl geeigneter Personen in einem Amt ist besonders darauf zu achten, dass diese Person firm im Umgang mit den Mitmenschen ist, flexibel, aber auch digital erfahren. Zusätzlich wäre es natürlich von Vorteil, wenn er/sie bereits Qualifikationen im Bereich der Gemeindearbeit aufweisen kann beziehungsweise aus der Region ist. Somit sind Ausbildungen in der Kommunalakademie immer von Vorteil“, formuliert NÖ-Gemeindebund-Vizepräsident Karl Moser die Anforderungen.

Und auch der zweite Vizepräsident Johannes Pressl hat dazu eine präzise Meinung: „Wie in der Privatwirtschaft ist es wichtig, generell ein aussagekräftiges Jobprofil zu erstellen. Man sollte auf eine öffentliche Ausschreibung aus Gründen der Transparenz achten. Ich bekomme im Austausch mit anderen Gemeinden immer wieder mit, wie wichtig es ist, gezielt Nachfolger aufzubauen und Potential in Mitarbeitern zu erkennen.“

Tulln achtet auch auf die bisherige Entwicklung von Bewerbern

Dazu noch der Tullner Bürgermeister Peter Eisenschenk: „In Tulln werden Führungspositionen im Rahmen der Personalentwicklung intern nachbesetzt.  Dabei wird neben der persönlichen und fachlichen Eignung auch die bisherige Entwicklung der Person besonders geprüft. Die absolvierte Gemeindedienstprüfung ist unabdingbare Voraussetzung und muss spätestens zwei Jahre nach Betrauung als Führungskraft vorliegen.“

Natascha Kornfeld-Ebner meint abschließend: „Es bedarf rechtzeitiger Vorausplanung, um schon im Vorfeld ein präzises, intern akkordiertes Anforderungsprofil für die jeweilige Stelle zu skizzieren. Nur so ist es möglich, in gezielten Ansprachen und Suchen die Idealperson zu finden. Schnellschüsse führen zu Notlösungen, die späterer Korrekturen bedürfen!“