Nenzing
Schon die Vorfahren der rund 6.200 Nenzinger waren sehr stolz auf ihren „Nenzinger Himmel“. Sie haben die Hochalpe zum Schutz des Gemeinwohls in eine Allmende verwandelt. Ein Chaletdorf wird es hier vermutlich nie geben.
© Michael Kreyer

„Boden g’scheit nutzen“

Baukulturgemeinde Nenzing

18. Juni 2022
Nenzing in Vorarlberg hat sich voll und ganz dem Gemeinwohl verschrieben – und dafür als eine der ersten Kommunen Österreichs eine Zertifizierung erhalten.

Nachhaltig, umweltfreundlich, generationengerecht und vieles mehr – so muss die Gemeinwohl-Bilanz einer Gemeinde aussehen, um ein Zertifikat zu erhalten. Es dürfte in den Genen der Nenzinger liegen, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln. Denn schon ihre Ahnen haben mit dem Schutz des „Nenzinger Himmels“ für Generationen vorgesorgt.

Die idyllische Hochalpe auf 1367 Meter Seehöhe mit über 200 Häusern wird seit fast tausend Jahren im Sommer bewohnt und beweidet. Doch die Alpe ist nicht zu verkaufen. Sie ist eine Allmende, gehört also der Gemeinschaft. Seit Mitte der 1990-Jahre wird dort außerdem nichts Neues gebaut und es gibt strenge Auflagen für Sanierungen.

Interkommunale Zusammenarbeit

Mit anderen Gemeinden gemeinsame Sache zu machen, ist für Nenzing selbstverständlich. Mit dem Nachbarn Frastanz wurde ein räumlicher Entwicklungsplan erarbeitet, um überschießenden Bodenverbrauch zu verhindern. Für das neue Walgaubad ist sogar eine Kooperation mit 13 weiteren Kommunen entstanden.

Walgaubad in Nenzing.
Wie man gemeinschaftlichen Mehrwert generiert, zeigt das Walgaubad in Nenzing. Die Bürgermeister aus 14 Gemeinden haben entschieden, die Sanierung des Bades gemeinsam zu finanzieren. Bei der Planung des richtig tollen Freibads konnten die verschiedensten Nutzergruppen mitreden, und um Kosten zu sparen, legten die Bürgermeister selbst Hand an. Foto: LandLuft Lippzahnschirm Raneburger
Florian Kasseroler, Bürgermeister von Nenzing
Florian Kasseroler, Bürgermeister von Nenzing: „Wenn wir nachlässig in der Nutzung unseres Bodens wären, würden das die Generationen nach uns zu spüren bekommen.“

Gute Projekte brauchen Zeit

Beim Projekt „I dr’ Sidlig” am ehemaligen Fußballplatz soll neuer Wohnraum geschaffen werden. Die Gemeinde entwickelt die Fläche unter hohen Ansprüchen gemeinsam mit Anrainern und Universitäten. „Alleine fünf Jahre lang haben wir herauszufinden versucht, was das Beste für den Ort ist“, so die zuständige Architektin und Raumplanerin Geli Salzmann. Auch bei bestehenden historischen Gebäuden achtet Nenzing auf einen sorgfältigen Umgang und kümmert sich um die Umnutzung.

Und das sagt die Jury

Die Marktgemeinde Nenzing erhält eine Anerkennung, weil ...
… sie sich aktiv um Verdichtung im Ortskern bemüht und ihren Bürgerinnen und Bürgern zentrumsnahe Versorgung bietet.
… sie eine enge Zusammenarbeit in der Region lebt und interkommunale Projekte umsetzt.
… sie mit der Gemeindewohlzertifizierung einen hohen Anspruch an ihr kommunales Handeln stellt. 

Die Jury empfiehlt Nenzing, den Weg der Innenentwicklung konsequent weiterzugehen. Gleichzeitig sollten die Bemühungen um die Mobilisierung des Baulandüberhangs forciert und langfristige räumliche Planungsziele verfolgt werden.  

Checkliste

  • örtliches Entwicklungskonzept
  • aktive Bürgerbeteiligung
  • Baukultur in der Gemeindestrategie
  • Verkehrskonzept
  • Gestaltungsbeirat 

Facts

Innervillgraten

  • Gemeindefläche: 110,30 km²
  • Einwohner:innen: 6.747
  • Hauptwohnsitze: 6.205
  • Nebenwohnsitze: 542
  • Arbeitsplätze (2020): 3.700
  • Nächtigungen (2019): 89.000