Kommunale Sommergespräche
„Aufwachen Europa!“
Fischer zeigte sich insbesondere besorgt über die ungewisse Zukunft der transatlantischen Beziehungen, die stark von den politischen Entwicklungen in den USA abhängen. Er betonte: „Ich weiß nicht, wie die amerikanischen Präsidentschaftswahlen ausgehen, aber ich hoffe, dass die richtige Seite gewinnt und nicht Donald Trump.“ Dieser Satz verdeutlicht Fischers Bedenken hinsichtlich eines möglichen Sieges von Trump und den daraus resultierenden geopolitischen Konsequenzen.
Die Notwendigkeit der Aufrüstung
Obwohl Fischer stets ein Befürworter von Abrüstung war, sah er sich nun gezwungen, seine Haltung anzupassen. „Ich bin der letzte, der der Meinung war, wir müssen aufrüsten. Aber leider ist das der Fall,“ erklärte er und zeigte damit die bittere Realität auf, die Europa nun zu bewältigen hat.
Herausforderungen der Digitalisierung und technologischen Innovation
Ein zentrales Thema seines Vortrags war die technologische Transformation und Europas Position darin.
„Technologisch, werden wir in einer anderen Welt leben. Und wir müssen uns fragen, wo steht Europa, wenn es um Digitalisierung geht? Warum ist Europa so weit abgehängt?“
Fischer verwies darauf, dass Europa zwar in traditionellen Technologien stark sei, jedoch in neuen digitalen Bereichen immer weiter zurückfalle. „Immer mehr Experten gehen in die USA und mittlerweile auch nach China,“ warnte er, und betonte die Notwendigkeit, die Talente und Innovationen in Europa zu halten.
Wirtschaftspolitik und die Bedeutung öffentlicher Investitionen
Ein weiteres Anliegen war dem früheren Grün-Politiker die Wirtschaftspolitik, insbesondere die Notwendigkeit öffentlicher Investitionen. „Ich habe die Haltung von Fiskalkonservativen nie verstanden,“ sagte Fischer und fügte hinzu, „es gibt Zeiten, da muss man investieren.“ Er verwies auf die vernachlässigte Infrastruktur in Deutschland, die seiner Meinung nach das Ergebnis übermäßigen Sparens sei. Angesichts des schwachen Wachstums warnte er: „Das holt man nicht mehr auf.“
Der globale Wandel und die Zukunft Europas
Fischer betonte die globalen Veränderungen, insbesondere die Verlagerung des politischen Schwerpunkts von Europa in den Pazifikraum: „Die Verlagerung des Schwerpunkts der Weltpolitik von Europa in den Pazifik ist ein Faktum. Und da ist es egal, wer die US-Wahlen gewinnt.“ Er wies darauf hin, dass Europa vor großen Herausforderungen stehe und sich auf eine zunehmend multipolare Welt einstellen müsse.
Die Verantwortung Europas
Abschließend betonte Fischer die Verantwortung Europas für dessen eigene Zukunft und Sicherheit. „Wir dürfen uns keine Illusionen machen: Wenn Putin sich durchsetzt, dann wird er weitermachen – nur weiter westlich.“ Er stellte klar, dass Europa sich nicht mehr auf den Schutz durch die USA verlassen könne und daher seine Verteidigung selbst organisieren müsse.
Fischer schloss seinen Vortrag mit einem dringenden Appell: „Alles in allem müssen wir wachsen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Devise muss heißen: Aufwachen Europa!“ Diese Botschaft, so betonte er, müsse auf allen Ebenen – von der EU bis zur kommunalen Ebene – verstanden und umgesetzt werden. Doch trotz aller Herausforderungen zeigte sich Fischer optimistisch: „Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen werden.“