Ein Autofahrer regt sich auf.
Die größten Veränderungen werden in Form von unaufmerksamen Verhalten, einem angespannteren Umgang der Verkehrsteilnehmer miteinander, höheren Geschwindigkeiten und mehr Rücksichtslosigkeit wahrgenommen.
© Minerva Studio - stock.adobe.com

Anstieg der Spannungen im Straßenverkehr

26. Mai 2021
Aggressives Verhalten, Unaufmerksamkeit und höhere Geschwindigkeit: Konflikte im Straßenverkehr haben seit dem Jahr 2019 zugenommen, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit.

Die Covid-19-Pandemie hat das gesellschaftliche Leben plötzlich und grundlegend verändert und auch das Mobilitätsverhalten nachhaltig beeinflusst. Die damit verbundene anfängliche Reduktion des Verkehrsaufkommens hat jedoch nicht zu einer grundlegenden Verbesserung des Sicherheitsempfinden der Verkehrsteilnehmer geführt – so die Ergebnisse einer aktuellen Studie des KFV.

Warum nehmen Spannungen im Straßenverkehr zu?

So ist rund ein Drittel (35 %) aller befragten Verkehrsteilnehmer der Ansicht, die Spannungen im Straßenverkehr haben seit dem Jahr 2019 zugenommen.

Die größten Veränderungen werden in Form von unaufmerksamen Verhalten, einem angespannteren Umgang der Verkehrsteilnehmer miteinander, höheren Geschwindigkeiten und mehr Rücksichtslosigkeit wahrgenommen.

Am ärgerlichsten am Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer wird dabei dichtes Auffahren empfunden (56 % ärgern sich sehr) – besonders Frauen können diesem Verhalten nichts abgewinnen. Doch auch mangelnde Konzentration (56 %) und mangelnde Rücksichtnahme (55 %) sowie eine riskante Fahrweise (54%) zählen zu häufigen Gründen für Unmut im Straßenverkehr. 

Weniger Verkehr – hohe Unsicherheit? 

Während sich 97 Prozent aller Pkw-Lenker und 93 Prozent aller im Pkw Mitfahrenden subjektiv sicher im Straßenverkehr fühlen, fühlen sich die Radfahrer im Straßenverkehr stärker gefährdet (25 % fühlen sich sehr oder eher unsicher).

Am stärksten ist das Gefühl der Unsicherheit unter den motorisierten Zweiradfahrern ausgeprägt (Motorradfahrer: 38 %, Mopedfahrer: 27 %). Insgesamt geben 19 Prozent aller Befragten an, sich aktuell im Straßenverkehr eher oder sehr unsicher zu fühlen.

Mehr gegenseitige Rücksichtnahme gewünscht

Befragt nach ihrem Wünschen an die anderen Straßenverkehrsteilnehmer herrscht weitgehend Einigkeit: Unabhängig von der Art der Fortbewegung dominiert der Wunsch nach mehr Rücksichtnahme untereinander. Motorradfahrer wünschen sich darüber hinaus weniger Raserei, Autofahrer mehr Gelassenheit, Fahrradfahrer mehr Exklusivität der Radwege für sich und Fußgänger mehr Achtsamkeit.

„So unterschiedlich die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer manchmal auch sein mögen, im Grunde haben sie alle das gleiche Ziel:  sich unfallfrei von A nach B zu bewegen“, so Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Auch wenn die aktuelle Situation vermehrt für emotionalen Stress sorgt und die damit verbundenen Emotionen nicht einfach abgelegt werden können, sobald man die Straße betritt: „Als Verkehrsteilnehmer sollte man sich bewusst sein, dass aggressives Verhalten gefährliche Situationen provoziert und die Unfallgefahr erhöht“, sagt Robatsch.  

Tipps für weniger Konflikte im Straßenverkehr 

  • Zeit nehmen für die Sicherheit: Wer in den persönlichen Fahrplan einen Zeitpuffer einbaut, ist entspannter unterwegs: Lieber zehn Minuten früher losfahren als fünf Minuten zu spät.
  • Stoßzeiten meiden: Fahren Sie nach Möglichkeit antizyklisch und lassen Sie typische Rushhours und erwartbare Spitzenfrequenzzeiten aus.
  • Durchatmen statt hupen: Atmen Sie in Stresssituationen erst mal tief durch. Bleiben Sie so ruhig und souverän wie möglich. Handeln Sie überlegt, vernunftbetont und lösungsorientiert. 
  • Bewegung bringt Entspannung: Lassen Sie in Ihrer Freizeit frische Luft und gesunde Bewegung den Ton angeben! Powern Sie sich beim Sport statt am Steuer aus: Laufen, Radfahren, Yoga & Co. sorgen für nachhaltige Entspannung, die Sie in stressigen Momenten leichter cool bleiben lässt.
  • Toleranz statt Ignoranz: Toleranz ist in allen Lebensbereichen gefragt. Ob per pedes oder auf umweltfreundlichen Rädern und Rollen: Wir alle sind auch immer wieder mal ohne Motor unter der Haube unterwegs. Nicht das Recht der Stärkeren darf zählen, sondern das Schutzbedürfnis der Schwächeren.
  • Kommunikation statt Machtdemonstration: Blinken ist die Königsklasse der Kommunikation am Steuer. Wer bei Spurwechseln und Fahrtrichtungsänderungen korrekt blinkt, glänzt durch emotionale Intelligenz und vermeidet unliebsame Begegnungen der allzu direkten Art.