Wandern mit Gemeinderätinnen
Landesrätin Andrea Klambauer beim Wandertag mit Gemeinderätinnen in Untertauern.
© Land Salzburg/Franz Neumayr

Wandern in Richtung Gleichberechtigung

13. August 2019
52 Prozent der Wahlberechtigten in Salzburg sind Frauen, doch in den 119 Gemeindevertretungen des Landes haben die Männer mit einem Anteil von knapp zwei Drittel immer noch deutlich die Nase vorn. Und nur acht Gemeinden werden von Frauen regiert. Um sich mit Gemeinderätinnen auszutauschen, veranstaltete Landesrätin Andrea Klambauer eine gemeinsame Wanderung in Untertauern.

„Dass sich Frauen politisch engagieren, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung in allen anderen Lebensbereichen. Ich möchte sie ermutigen, sich einzubringen und aktiv mitzugestalten“, so Klambauer.

„Uns ist es ein großes Anliegen, Frauen zusammenzubringen und zu vernetzen, um sie für die politische Arbeit in der Region zu stärken und vielleicht auch neue dafür zu gewinnen“, so auch Barbara Niehues, Geschäftsführerin von KoKon. Bereits zwei Politiklehrgänge für Frauen wurden von dem Verein erfolgreich durchgeführt. Der nächste startet wieder im Frühjahr 2020. Die Lehrgänge werden vom Land Salzburg gefördert.

Engagierte Gemeinderätin im Interview

Nathalie Baumann ist seit 2. April 2019 Gemeinderätin in St. Johann im Pongau. Sie ist für die Bereiche Bau-und Raumplanungsangelegenheiten, Generationen (Jugend, Freizeit, Sport, Seniorenheim), Bauprojektausschuss (inklusive Liechtensteinklamm), Verkehr und Überprüfungsausschuss zuständig.

Das Salzburger Landes-Medienzentrum (LMZ) wollte wissen, warum politisches Engagement für sie so wichtig ist.

Was hat sie motiviert, sich politisch zu engagieren?

Baumann: St. Johann ist eine schöne Bezirkshauptstadt, leider wurden in der Vergangenheit durch Versäumnisse wichtige und für die Stadtentwicklung entscheidende Faktoren übersehen. Beispiele sind eine moderne Verkehrsplanung durch den Ortskern (Begegnungszone, Zentrumsgestaltung, Parkhaus am Stadtrand), ein zukunftsfähiger Ausbau der Kleinkinderbetreuung und ein Jugendkonzept, um nur einige Punkte zu nennen. Für mich wichtige Gründe, um mitzumachen und zu einer positiven Gestaltung beizutragen.

In welchen Bereichen braucht es ein deutliches Mehr an Frauen, die das Sagen haben?

Vor allem bei sensiblen Themen wie Verkehr, Pflege von Angehörigen und Kinderbetreuung – da spüren vor allem Frauen in ländlichen Räumen Nachteile, die es so in größeren Städten kaum bis gar nicht gibt.

In den Gemeinderäten liegt der weibliche Anteil derzeit nur bei rund einem Viertel. Woran liegt das?

Frauen haben des Öfteren die Eigenschaft, sich „unter den Scheffel zu stellen“. Da konnte ich durch den Frauenpolitik-Lehrgang, gefördert vom Land Salzburg und organisiert vom Verein KoKon, vieles dazulernen. Jede kann politisch mitgestalten – natürlich müssen Familie beziehungsweise Partner am selben Strang ziehen.

Wird man nach wie vor von Männern belächelt, wenn politisiert wird?

Die Zeiten haben sich, Gott sei Dank, geändert, und Männer haben teilweise begriffen, dass Frauen in sensiblen Bereichen lösungsorientierte Entscheidungen treffen können. Allerdings gibt es nach wie vor Männer, die Frauen zu wenig zutrauen. Dieses Gesellschaftsbild wird vermutlich noch eine Generation andauern, bis der Gleichheitsgrundsatz im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Wie bringt man den Job, den Beruf, politisches Engagement und Privatleben gut unter einen Hut. Gibt es hier ein Patentrezept?

Ein Patentrezept wäre schön, allerdings spielt der Alltag oft nicht die Symphonie, die man sich wünscht. Als zweifache Mutter von Teenagern (14 und 17 Jahre) weiß ich, wovon ich spreche. In erster Linie ist der familiäre Rückhalt wichtig, denn sonst ist Scheitern vorprogrammiert.

Der Fokus sollte darauf liegen, dass Prioritäten gesetzt werden müssen. Man muss schließlich nicht bei jedem Event anwesend sein. Für mich gilt das Prinzip: Geht es meiner Familie gut, kann ich mich einsetzen und etwas bewegen – ohne Wenn und Aber.