Andreas Barnath
Andreas Barnath: „Kinder sollen von ihrem Hausarzt, der sie kennt, untersucht werden.“

„Schulärzte haben keine Zeit für gründliche Untersuchungen“

„Im Rahmen des derzeitigen Schularztsystems ist keine relevante Gesundheitsberatung möglich. Bei den Bundesschulen ist das vielleicht anders, weil es dort hauptberuflich angestellte Schulärzte gibt, aber in den Volks- und Mittelschulen sind die zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen für ordentliche Untersuchungen einfach nicht gegeben. Sie werden einfach nur erledigt, damit der Schulinspektor zufrieden ist.

Meistens läuft es so ab, dass fünf Kinder gleichzeitig zum Schularzt kommen, der pro Kind nur ein oder zwei Minuten Zeit hat. Da kann man keine gründliche Untersuchung eines Kindes, das man kaum kennt, machen.

Das derzeitige System ist auch für die Ärzte eine Belastung, weil sie die Untersuchungen meistens an Vormittagen, an denen sie keine Ordination haben und sich eigentlich regenerieren sollten, machen müssen. Da ist es auch verständlich, dass man die Untersuchungen möglichst schnell erledigen möchte.

Daher habe ich schon vor vier Jahren vorgeschlagen, die Schulärzte abzuschaffen und dafür die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen auszudehnen. Der Vorteil wäre, dass die Kinder von ihren Hausärzten untersucht werden, die die Kinder oft schon von Geburt an kennen. Und meistens ist dann auch ein Elternteil dabei, das dem Arzt hilfreiche Informationen geben kann. Im Bedarfsfall könnten die Ärzte dann gleich eine Therapie beginnen, was der Schularzt nicht kann.

Für eine Mutter-Kind-Pass Untersuchung bekommen Kassenvertragsärzte derzeit ca. 22 Euro, die Schuluntersuchungen werden mit ca. 15 Euro honoriert. Um einen solchen Betrag, kann man ein Kind nicht so gründlich untersuchen, wie es bei der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung durchaus üblich ist.

Die Ausweitung des Mutter-Kind-Pass-Systems würde de facto sogar weniger kosten. Denn dann könnte man das Intervall bei den Schuluntersuchungen von jährlich auf zweijährlich reduzieren.“