Wasser tropft aus einem Wasserhahn
Wasserversorgungssysteme müssen verbunden werden, um auch in langen Trockenperioden die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen zu können.
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Erfolgsmodell Siedlungswasserwirtschaft

Österreichs hervorragende Wasserqualität ist etwas, auf das wir zurecht stolz sein können. Die österreichische Bevölkerung erwartet sich auf Grund des großen Wasserreichtums, dass eine optimale Trinkwasserversorgung ebenso wie Abwasserentsorgung jederzeit gewährleistet wird.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich der Zustand der österreichischen Gewässer deutlich verbessert hat, was zweifelsohne dem Ausbau der Abwasserentsorgung und gemeinsamen Standards geschuldet ist.

Es waren noch nie so viele Menschen an eine kommunale Wasserversorgung angeschlossen und genießen damit einen 24-Stunden-Zugang zu Leitungswasser in einwandfreier Qualität. Die Qualität der Oberflächenwässer wird zunehmend besser, selbst Badeseen haben in Österreich vielfach Trinkwasserqualität.

Bereits vor Jahrzehnten einigten sich Bund, Länder und Gemeinden auf ein System der gemeinsamen Finanzierung und haben Förderinstrumente entwickelt, die seither weiter angepasst und verbessert wurden.

Folgende Erfolgsbilanz zeigt, was im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft bisher erreicht wurde:

  • 90 Prozent der Einwohner/innen Österreichs haben einen durchgehenden Zugang zur öffentlichen Trinkwasserversorgung. 100 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher beziehen ihr Wasser aus Grund- und Quellwasser, eine Aufbereitung ist nur noch in den seltensten Fällen notwendig!
  • 95 Prozent der Einwohner/innen Österreichs sind an öffentliche Kläranlagen angeschlossen. Der Rest ist entweder über private Anlagen oder mittels Senkgruben versorgt. Im Jahr 1971 lag der Anschlussgrad an kommunale Kläranlagen bei rund 48 Prozent, im Jahr 2016 bereits bei 95,2 Prozent. Dadurch konnte auch der Anteil an Senkgruben in Österreich und deren Methan-Emissionen wesentlich verringert werden. Damit liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld.
  • Das Leitungsnetz in Österreich ist 81.000 Kilometer lang. Um diese Zahl in Relation zu setzen: Damit könnte man den Äquator zweimal umspannen!

Auf Grund des Ausbaus der Abwasserentsorgung kam es weiters zu einer deutlichen Reduktion der stofflichen Belastung der österreichischen Gewässer und einer Verbesserung der biologischen Gewässergüte. 1971 hatten noch knapp 40 Prozent der Gewässer eine mäßige Wasserqualität, 2015 reduzierte sich dies bereits auf unter 20 Prozent.

Wasser zu sozial verträglichen Gebühren allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen zu können, ist ein weiteres Ziel der Förderung der Siedlungswasserwirtschaft. Diese ermöglicht es, auch in wirtschaftlichen oder topografischen Ungunstlagen eine Trink- und Abwasserversorgung zu sozial verträglichen Gebühren anbieten zu können.    

Finanzierung der Förderung der Siedlungswasserwirtschaft

Die Förderung der Siedlungswasserwirtschaft hat in Österreich eine lange Tradition. Bereits 1959 wurden im Rahmen des Wasserbautenförderungsgesetzes kostengünstige Darlehen vergeben, um die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, vorrangig in dichtbesiedelten Gebieten, auszubauen.

Nach und nach folgten auch die ländlichen Regionen. 1993 wurde diese Förderung durch das Umweltförderungsgesetz neustrukturiert. Die Förderung findet seither, wie auch in ihrer aktuellen Form, in Form von Finanzierungs- und Investitionszuschüssen statt. Das Fördersystem wird laufend weiterentwickelt und modernisiert.

Einige Neuerungen, die Einzug in die Förderrichtlinien fanden, sind etwa ein Leitungsinformationssystem, um den Wasserverlust in den Rohrsystemen zu minimieren, ein Benchmarking, um die verschiedenen Anbieter vergleichbar zu machen und Optimierungspotenziale zu nutzen und weitere betriebswirtschaftliche Instrumente, die eine Verbesserung der Anlagen mit sich bringen.

Gießkannenprinzip gehört der Vergangenheit 

Darüber hinaus wurden auch die Fördersätze geändert, es gibt nun eine Sockelförderung, die jedes förderungswürdige Projekt erhält, und darüber hinaus einen erhöhten Fördersatz, der nach bestimmten Kriterien vergeben wird. Dadurch ist es gelungen, die Förderung dort verstärkt einzusetzen, wo sie dringend benötigt wird und Sinn macht, und es ist nun möglich, mit gleichen Mitteln mehr Projekte zu fördern – eine Verteilung im Gießkannenprinzip gehört damit der Vergangenheit an.

Seit 1959 wurden über 60 Milliarden Euro in die Siedlungswasserwirtschaft investiert, ein Drittel davon in Form von Förderungen. Allein daran ist schon ersichtlich, dass in Österreich einer ausgezeichneten Wasserqualität große Bedeutung zugesprochen wird.

Die Trinkwasserversorgung ist eine der ursprünglichsten Formen der Daseinsvorsorge. Es handelt sich um eine Aufgabe, die aufgrund ihres Umfangs und ihrer Wichtigkeit nur gemeinsam zwischen Bund, Ländern und Gemeinden gewährleistet werden kann.

Daher wurde ein System der solidarischen Verantwortung von Bund, Ländern und Gemeinden und daraus ein gemeinsames, abgestimmtes Förderungssystem im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft geschaffen. Dieses Fördersystem ist bewusst als mehrstufiges Förderungsmodell in abgestimmter Form konzipiert worden, wodurch Doppelgleisigkeiten hintangehalten werden.

Zukünftige Herausforderungen

Als Österreichischer Gemeindebund setzen wir uns dafür ein, dass dieses bewährte und erfolgreiche System auch in Zukunft fortgeführt wird. Denn auch wenn bereits sehr viel geleistet wurde, so ergeben sich auch weiterhin zahlreiche Herausforderungen. Diese liegen sowohl im Bereich der Neuerrichtung von Anlagen, als auch in der Sanierung der bestehenden Systeme. In Österreich findet eine starke Binnenwanderung statt.

Einige Regionen wachsen deutlich schneller als es vorhandene Wasserversorgungssysteme oder auch Wasserreserven tun. Besonders in wasserarmen Regionen sind oft kilometerlange Leitungssysteme mit zahlreichen Pumpwerken notwendig, um die Menschen auch weiterhin mit einwandfreiem Trinkwasser versorgen zu können.

Dieses Problem wird zusätzlich durch die Klimaänderung verstärkt. Die Sommer werden trockener und heißer, in manchen Regionen kommt es bereits zu langen Trockenphasen. Diese Trockenphasen werden aller Voraussicht nach in Zukunft noch länger als sie es heute sind. Wenn das Volumen des Grundwassers sinkt, steigen damit auch die stofflichen Belastungen.

Es wird also auch eine Herausforderung, durch Ringschlüsse die Wasserversorgungssysteme zu verbinden, um auch in langen Trockenperioden die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen zu können. 

Dass der Klimawandel keine Herausforderung ist, die einzelne Gemeinden im Bereich Trink- und Abwasser im Alleingang stemmen können, dürfte auch spätestens seit der Parlamentarischen Enquete im Bundesrat zum Thema „Trinkwasser schützen“ auf breiter politischer Ebene bekannt sein. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch vom Österreichischen Gemeindebund auf sämtliche genannte Punkte verwiesen und hervorgestrichen, dass das System der solidarischen Finanzierung unbedingt beibehalten werden sollte.

Die Enquete des Bundesrats zum Thema „Trinkwasser schützen und sichern“

Aktuell wird die Förderung der Siedlungswasserwirtschaft einem großangelegten Evaluierungsprojekt unterzogen, einem sogenannten Spending Review. Die Daseinsvorsorge und die Anpassung an den Klimawandel können nur solidarisch bewältigt werden, eine Fortführung der gemeinsamen Förderung der Siedlungswasserwirtschaft über die Legislatur- bzw. Finanzausgleichsperiode hinaus sollte daher außer Streit gestellt werden.