Mitfahrbankerl
Wer mitfahren will, setzt sich einfach auf's Bankerl.

Das „Mitfahrbankerl“ ersetzt Autostoppen

Gute Ideen sind es immer wert, kopiert zu werden. An diese Binsenweisheit dachten eine Ternitzer Stadträtin und der Umweltbeauftrage und haben eine schlicht geniale Ergänzung für den örtlichen Nahverkehr umgesetzt.

Vor gar nicht allzu langer Zeit war es oft selbstverständlich, dass man jemanden, der an der Straße gestanden ist und gewunken hat, mit dem Auto mitgenommen hat. Das Autostoppen eben. In manchen Ländern Europas, zum Beispiel den dünn besiedelten Gegenden West-Irlands, ist das auch immer noch üblich. Bei uns ist es allerdings heute selten der Fall. „Das Projekt Mitfahrbankerl soll das Mitfahren wiederbeleben“, so die Ternitzer Umweltstadträtin Daniela Mohr.

Das moderne Autostoppen funktioniert so: An mehreren ausgesuchten Plätzen werden spezielle Mitfahrbankerl, in Ternitz erkennbar an der hellblauen Farbe, aufgestellt. Richtungstafeln, welche neben der Bank befestigt sind, geben an, wohin man will. Man nimmt am Bankerl Platz.

Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr

Ein Autofahrer/eine Autofahrerin fährt in die gewünschte Richtung, möchte eine Mitfahrgelegenheit anbieten und bleibt stehen. Findet man sich gegenseitig vertrauenswürdig, dann kann die gemeinsame Fahrt beginnen. Aber üblicherweise kennen sich die Leute ja, die im gleichen Ortsteil wohnen, denn das Bankerl ist keine Alternative zum öffentlichen Verkehr.

Ternitz möchte mit dem Mitfahrbankerl eine sinnvolle Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr anbieten und damit das „gemeinsam Fahren“ fördern. „Damit soll einerseits ein Beitrag zum Klimaschutz und andererseits zum Miteinander in der Mobilität beigetragen werden. Durch das Mitfahren soll der Besetzungsgrad der Autos erhöht und eine Ergänzung zum öffentlichen Verkehr geschaffen werden. Außerdem kommen mit dem Mitfahren die Leute wieder ins Gespräch“, erörtert Helmut Million, Energiebeauftragter der Stadt Ternitz, der die Idee aus der Eifel (ein Landstrich in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen in Deutschland), ins südliche Niederösterreich gebracht hat.

Überrascht vom Hype

Der Ternitzer Bürgermeister Rupert Dworak gesteht im Gespräch mit KOMMUNAL, dass er Anfangs skeptisch war. Aber die positive Reaktion der Menschen hat ihn schnell überzeugt. „Wir sind ja auch eine e5-Gemeinde und daher immer auf der Suche nach guten Vorbildwirkungen. Und die Umsetzung kostet nicht viel. Ein paar Bankerl aufstellen und Taferl kaufen, das ist alles.“

Die Menschen nicht nur in der Gemeinde sind von der Idee auch angetan, und in den Social-Media-Kanälen geht die Geschichte „viral“ – der Bürgermeister berichtet von mehr als 1,2 Millionen Klicks auf dem Video.

Ob Rupert Dworak das Mitfahrbankerl auch schon ausprobiert hat, wollen wir wissen? „Ich bin schon stehengeblieben und hab‘ Leute mitgenommen. Die waren ganz verblüfft und haben gemeint, ‚sogar der Herr Bürgermeister nimmt an der Aktion teil.“ Dann lacht er und fügt an, „aber ich muss mir noch genau überlegen, ob ich mich selbst hinsetze, nicht, dass ich dann sitzenbleib‘.“

Einfach zu errichten

Die Umsetzung ist einfach und vor allem kostengünstig: Ein paar Bänke und die Taferl kaufen, der Bauhof setzt um. Im Fall von Ternitz haben die Mitarbeiter an den Standorten Sieding, St. Johann, Raglitz, Flatz, Putzmannsdorf  und Alt-Pottschach Mitfahrbänke mit fixen Taferln aufgestellt.Für die Rückfahrt stehen Bänke mit Klappschildern bei der Stadthalle Ternitz und in Pottschach Schulen.

Übrigens: Eine mitfahrende Person ist im Rahmen der Haftpflichtversicherung des Fahrzeuges mitversichert.