Wolfgang Bammer
Wolfgang Bammer: „Ich hab’ als kleiner Bub schon immer gesagt, ich will einmal Bügermeister werden.“

„Heimatliebe weitergeben"

Nicht zufällig war Grünau im Almtal schon 2016 unter den oberösterreichischen Nominierten für die Show „9 Plätze – 9 Schätze“. Wolfgang Bammer ist Bürgermeister dieser idyllischen Gemeinde, die er mit seinen Eltern lieben gelernt hat und diese Erfahrungen nun seine eigenen Kinder machen lässt.

Es wird wohl niemand der Feststellung widersprechen, dass das Almtal zu den schönsten Fleckchen zählt, die Österreich zu bieten hat. Dieses Trogtal nördlich des Toten Gebirges war nie ein Durchzugstal und konnte sich dadurch bis heute einen sehr ursprünglichen und natürlichen Charakter bewahren.

Durchflossen wird es von der namensgebenden Alm, die dem Almsee entspringt und nach knapp 50 Kilometer in die Traun mündet. Das glasklare Wasser des Almsees erscheint fast noch reiner als die frische Bergluft. Der imposante Gipfel des Zwölferkogels, der das Tal quasi nochmals aufspaltet, ragt majestätisch in den Himmel, und wenn die (geschützen) Blumenwiesen über und über mit blühenden Narzissen überzogen sind, wähnt man sich leicht irgendwo zwischen Paradies und perfektem Alpenidyll.  

Almtal
Das Almtal kann mit drei Seen aufwarten, die sich infolge eines spätglazialen Bergsturzes in der Hetzau vor ca. 13.000 Jahren gebildet haben: dem Almsee (oben), dem kleinen Ödsee, und dem großen Ödsee. 
 

Während sich das untere Almtal zum Alpenvorland hin öffnet, windet sich das beschriebene obere Almtal auf rund 25 Kilometer Länge in die Salzkammergut-Voralpen hinein. Dieses Gebiet gehört vollständig zur Gemeinde Grünau im Almtal. Zwar hat die Gemeinde nur rund 2000 Einwohner, flächenmäßig ist sie aber die größte Gemeinde in Oberösterreich und da sie zu 75 Prozent von Wald bedeckt ist, ist sie auch die waldreichste Gemeinde des Bundeslandes.    

Grünau
Blick über Grünau vom Kasberg aus. Die Alm fließt von links aus dem Almtal kommend in einer Schleife nach Norden Richtung Scharnstein und mündet nach 48 km in die Traun. 
 

Ideal für sanften Tourismus

Der Bürgermeister von Grünau heißt Wolfgang Bammer und beschreibt seine Heimat als „einen idyllischer Ort zum Entschleunigen. Zwar mit touristisch geprägten Einzelheiten, aber dennoch auf sanften Tourismus aufgebaut – wo man sich im Urlaub nicht gestresst fühlt, sondern wirklich entspannen kann. Man hat unglaublich viele Möglichkeiten zum Bergsteigen, Wandern oder einfach nur spazieren gehen –  also wirklich abschalten und in Ruhe Urlaub machen.“

Mit seinen Eltern durch den Ort zu spazieren, verrät Bammer, zählt für ihn zu seinen schönsten Kindheitserinnerungen. Heute macht er das genauso mit seinem eigenen Nachwuchs: „Ich habe zwei Kinder und zusammen gehen wir sehr viel in die Natur.“

Holzwirtschaft und Tourismus sind wichtigste Wirtschaftszweige

Tatsächlich ist Grünau und das Almtal geradezu prädestiniert dafür. Für die Gemeinde ist daher neben der Holzwirtschaft der Tourismus der bedeutenste Wirtschaftszweig, und der ist in Grünau zweisaisonal.

Neben dem Schigebiet Kasberg gilt die Umgebung von Grünau auch als Geheimtipp für Tourengeher und Schneewanderungen. Trotzdem hat der Sommertourismus die Nase vorn und bringt in der warmen Jahreszeit den Großteil der Gäste. Der Tourismus bereitet den Gemeindeverantwortlichen dennoch Kopfzerbrechen: „Wir sind zwar eher ein sanftes Tourismusgebiet, haben aber trotzdem das Problem der Wertschöpfung der Eintagesgäste“, erklärt Bammer. „Wir schauen, dass wir wieder Betten in die Grünau bringen, sodass auch bezüglich des Schigebiets die Wertschöpfung  wieder nach oben geht.“ 

Wildpark bringt Tagesgäste, aber keine Übernachtungen

Ein anderes Ausflugsziel in Grünau ist der Cumberland-Wildpark. Der von der Herzog von Cumberland-Stiftung geschaffene Park war früher im Besitz des Prinzen Ernst August von Hannover.

Das Gelände gehört diesem auch heute noch, ist jetzt allerdings an einen Verein verpachtet, der den Park vor zehn Jahren vor dem Aus gerettet hat. Gegenwärtig erfreut sich der Wildpark wieder großer Beliebtheit und hat über 100.000 Besucher pro Jahr.

Cumberland-Wildpark
Der Cumberland-Wildpark ist ein beliebtes Ausflugsziel und hält – einmalig in Österreich – Bären und Wölfe in einer Gemeinschaftsanlage. Foto: Cumberland Wildpark

„Doch ist er ein typisches Eintagesausflugsziel. Das bringt für Grünau außer ein bisserl Werbung nicht viel“, bedauert Bammer. Die Gemeinde ist daher bemüht, wieder mehr Gästebetten in der Grünau zu schaffen: „Wir sind auf einem guten Weg und haben jetzt eine touristische Fläche mit 12.000 Quadratmetern gewidmet, für die es auch schon Investoren und Projektanten gibt. Ein weiterer ganz wichtiger Punkt sind Leerstände von Häusern. Die wollen wir wieder revitalisieren. Da sind wir mit einem zweiten Projekt dabei, bei dem es um ein Medidations- und Fastenhotel geht, das in einem bestehenden Haus realisiert werden soll, damit auch das Ortsbild wieder ein bisserl in Schwung kommt.“  

Teurer Schutz vor Steinschlägen

Auch beim Katastrophenschutz hat die Gemeinde Großes vor, erzählt Bammer: „Auf die nächsten zehn Jahre hinaus läuft ein Projekt, in Zusammenarbeit mit der WLV ein Steinschlagschutznetz entlang des Südhangs von Grünau zu montieren. Das verschlingt mehrere Millionen und ist für eine einwohnermäßig kleine Gemeinde sehr, sehr schwierig. Wir sind eine der wenigen Abgangsgemeinden bzw. Härteausgleichsgemeinden. Das ist eine sehr schwierige Situation.“

Kindheitswunsch Bürgermeisteramt

Ob er sich dieses Amt „antun“ soll, war für Wolfgang Bammer jedoch nie eine Frage. Ganz im Gegenteil. „Ich hab’ als kleiner Bub schon immer gesagt, ich will einmal Bügermeister werden.“

In die Politik kam er über einen ehemaligen Nachbarn. Der war Fraktionsobmann bei der ÖVP, ist eines Tages an den jungen Wolfgang Bammer herangetreten und hat gesagt: „Wolfgang, du willst einmal Bürgermeister werden, dann brauchst du auch eine Partei im Hintergrund.“ Bammer trat der Partei bei und begann so seine politische Laufbahn. 

Gelernt hat er ursprünglich Sporthandelskaufmann bei der Firma Intersport. Danach war er rund zehn Jahre für ein Softwareunternehmen im Außendienst unterwegs. Mittlerweile arbeitet Bammer seit fünf Jahren bei der Firma Wolf und verkauft Fertighäuser.

„Ich bin halbtags Bürgermeister und halbtags in meinem Beruf“, beschreibt Bammer seine Arbeitsaufteilung. Vor drei Jahren hat er übrigens selbst in Grünau ein Haus gebaut. Das war noch vor der Wahl. Die fand im Mai 2018 statt und ging denkbar knapp aus. „Wir haben zwei Wahlgänge gehabt. Einmal mit drei Kandidaten und danach die Stichwahl mit dem Kandidaten der SPÖ.“ 

Bundesheer musste helfen

In den gut eineinhalb Jahren seiner Amtszeit hat Wolfgang Bammer schon einiges erlebt. So lag aufgrund der vorangegangenen Extremwetterereignisse im Herbst und Winter dermaßen viel Schadholz in den Forstrevieren, dass Bammer im heurigen Frühjahr einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres anfordern musste, um zu verhindern, dass sich der Borkenkäfer mit dem Schadholz als Brutstätte massiv vermehrt. 

Ebenfalls noch gut in Erinnerung ist Bammer, „als wir knapp 30 Kinder vom Hochberghaus bergen mussten. Wir hatten im Schigebiet keinen Strom mehr. Durch den Windwurf und den Schneedruck wäre es einfach zu gefährlich gewesen, die Kinder mit Fahrzeugen oder Schi herunterzubringen. So haben wir uns schlussendlich dafür entschieden, sie mittels Hubschrauber ins Tal zu bringen.“ 

Kommunikation ist unerlässlich

Bammers Bürgermeisteralltag ist abwechslungsreich und erfordert viel Kommunikation, etwa mit den sechs anderen Gemeinden des Vereins Almtal (VERA), der eine Reihe von gemeindeübergreifenden Projekten durchführt – zum Beispiel „Almtal unterwegs“, bei dem (mit Leader-Förderung) an innovativen, bedarfsorientierten Verkehrslösungen gearbeitet wird. 

Auf die abschließende Frage, ob Bammer etwas bereut, antwortet er entschieden: „Nein. Bis jetzt noch nicht. Und ich hoffe, es bleibt so.“   

Zur Person

Wolfgang Bammer 

Alter: 33

Gemeinde: Grünau im Almtal

Einwohnerzahl: 2.058 (1. Jänner 2019)

Bürgermeister seit: Mai 2018

Partei: ÖVP