Hans Braun
Hans Braun: "Fake News beeinflussen nicht nur welt- oder bundesweite Wahlkämpfe. Sie wirken auch auf einen kommunalen Wahlkampf, halt in einer kleineren Blase, ein."

Der steinige Weg zu des Pudels Kern

Das Thema „Fake News“, also der „Falschmeldungen“ oder „falschen Nachrichten“, ist seit der Wahl von US-Präsident Donald Trump in aller Munde. Allerdings sind Lügengeschichten keine Erfindung unserer Tage, die hat es seit frühester Zeit gegeben. Das Problem ist nur, wie filtert man eventuelle Lügen raus und identifiziert die Wahrheit.

Vermutlich gibt es so was wie die „eine Wahrheit“ gar nicht. Starten Sie einmal den Versuch, ein und dieselbe internationale politische Top-Nachricht auf den Nachrichtensendern CNN, BBC, Russia TV, CCNT (dem chinesischen Portal) und vielleicht der englischen Version von Al Jazeera oder andere Sender zu sehen – in Zeiten des Kabelfernsehens oder Satelliten-TV kein Problem. Man könnte meinen, dass ein Blinder die unterschiedlichen Zugänge der Sender zur Nachricht erkennt.

Das gilt natürlich auch für nationale Zeitungen. Ein politischer Bericht über die Regierung in der „Presse“ wird anders gefärbt sein als im „Standard“ oder im „Falter“ oder in den „Salzburger Nachrichten“. Das alles wäre an sich kein Problem, solange man sich vor Augen halten kann, wer die Geschichten produziert oder schreibt. Aber bitte: Halten Sie sich bei Vergleichen an Medien, die ein Mindestmaß an journalistischer Korrektheit hochhalten.

Propaganda und Desinformation sind nichts Neues

Fake-News sind auch keine Erfindung unserer Zeit. Wie Noah Harari, der derzeitige „Rockstar unter den Historikern“, schreibt: „Ein kursorischer Blick auf die Geschichte macht deutlich, dass Propaganda und Desinformation nichts Neues sind, und selbst die Gewohnheit, ganze Nationen zu leugnen und Fake-Länder zu schaffen, weist eine lange Historie auf. So inszenierte die japanische Armee 1931 Scheinangriffe auf sich selbst, um den Einmarsch in China zu rechtfertigen, und schuf anschließend das ,gefälschte‘ Land Mandschukuo, um die eigenen Eroberungen zu legitimieren. China selbst leugnet seit Langem, dass Tibet je als unabhängiges Land existiert hat. Die britische Besiedlung Australiens wurde mit dem Rechtsgrundsatz der terra nullius (also ,niemandes Land‘) gerechtfertigt, womit man 50.000 Jahre Geschichte der Aborigines einfach ausradierte.“ 

Und vor einem knappen Monat gedachten wir des Beginns des Zweiten Weltkrieges mit seinen 55 Millionen Getöteten, der mit einem von Hitler und seinen Nazis erfundenen Angriff Polens auf den Sender Gleiwitz eingeläutet wurde.

Google, Facebook, Twitter & Co. Die sozialen Netzwerke unserer Zeit machen das Problem schlimmer. Nicht nur, dass jeder praktisch jede Behauptung aufstellen kann, die sich dann oft rasend schnell verbreitet. Es gibt auch kaum Möglichkeiten, Behauptungen im Internet oder via Social Media zu überprüfen.

Woran man gute Berichte erkennt

Ein Bericht in einer guten Zeitung oder einem Magazin oder auch einem ernsthaften Fernsehsender ist entweder ein Erfahrungsbericht (man war vor Ort) oder die Wiedergabe einer Meinung (ein Interview oder ein von einem Gastautor gezeichneter Beitrag) oder ein gut recherchierter Bericht mit Quellenangabe - quasi so etwas wie ein wissenschaftlicher Bericht. Wichtig ist unbedingt, dass nachvollziehbar ist, wer mit wem wann und warum geredet hat.

Aus diesem Grund gibt es auch die sogenannten „sechs journalistischen W-Fragen“, die heute allerdings schon sieben geworden sind. 

  • Wer (hat etwas getan)
  • Was (hat er/sie denn getan)
  • Wo (hat er/sie es getan)
  • Wann (hat er/sie es getan)
  • Wie (hat er/sie es getan)
  • Warum (hat er/sie es getan)
  • Woher (ist die Information)

Wenn Sie eine dieser sieben Fragen in einem Text nicht beantwortet finden, seien Sie bitte skeptisch!

Das funktioniert in den sozialen Medien so leider überhaupt nicht – und schon gar nicht, wenn man in einer bestimmten Blase auf Facebook, Twitter oder Instagram unterwegs ist! Aber es ist einer der Gründe, wieso als siebentes das „Woher“ zu den W-Fragen gekommen ist. „In einer Zeit, in der wir im Internet zu jeden Thema jeden Mist lesen können, ist das vielleicht sogar die wichtigste Frage“, wie es ein deutscher Kollege einmal formuliert hat.

Im Internet - vor allem in so manchen Blasen – werden ja oft die abstrusesten Geschichten verbreitet und leider auch geglaubt. Manchmal, gerne und vor allem in Zeiten des Wahlkampfes, werden solche Geschichten lanciert. Etwa die 2016 während des US-Wahlkampfs verbreitete Geschichte, wonach Wahlwerberin Hillary Clinton an der Spitze eines Kinderpornorings stand, der Kinder im Keller einer beliebten Pizzeria als Sexsklaven hielt. Genügend Amerikaner glaubten diese Geschichte, sodass Clintons Wahlkampf Schaden nahm, und einer marschierte sogar mit einem Gewehr bewaffnet in besagte Pizzeria und verlangte, dass man ihm den Keller zeige (wie sich herausstellte, hatte die Pizzeria gar keinen Keller).

Aber diese dreiste Lüge, offenbar gesteuert von einem gewissen anderen Präsidentschaftskandidaten, konnte einen für die ganze Welt wichtigen großen Wahlkampf mitentscheiden.

Ist Ihnen die Diffamierung in den letzten Zeilen aufgefallen? Wenn nicht, die Auflösung steht am Schluss.

Fake News in der Gemeinde?

Aber damit wird’s auch für die Gemeindeebene interessant! „Fake News“ beeinflussen nicht nur welt- oder bundesweite Wahlkämpfe. Sie wirken auch auf einen kommunalen Wahlkampf, halt in einer kleineren Blase, ein. Sie diffamieren Konkurrenten auf einer nicht sachlichen Ebene, die in einer ehrlichen Kommunikation keinen Platz haben sollte.

Und kommen Sie mir nicht mit „Im Wahlkampf ist alles erlaubt!“ Ein Wahlkampf ist kein Kaffeekränzchen, das ist schon richtig, aber er ist auch kein Schlammchatchen!

Winston Churchill wird die herrlich sarkastische Weisheit zugeschrieben: „In Kriegszeiten ist die Wahrheit so wertvoll, dass sie immer von einer Lüge als Leibwächter begleitet werden sollte.“ Sehr gut! Nur haben wir Gottseidank keinen Krieg – und ein „Wahlkampf“ ist auch kein Krieg.

Meine Bitte an Sie, die Sie – vielleicht sogar schon seit 30 Jahren – Leser von KOMMUNAL sind: Seien Sie unbedingt kritisch! Wiederholen Sie nicht unreflektiert alles, was Sie hören, schon gar nicht im Internet. Informieren Sie sich vor allem bei Online-Geschichten auch auf anderen Seiten. Informationen sind meist leicht zu finden.

Sie selbst haben es in der Hand, ob Sie rechten oder auch linken Plattformen mit ihren oft „undemokratischen Pudeln“ aufsitzen wollen.