Baum schneiden
Bäume sollten nicht im Wintern, sondern in der Vegetationszeit geschnitten werden.
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„Baum schneiden“ ist nicht „Baum schneiden“

Beim Thema Baumpflege reduziert sich die Pflege oft auf das Rückschneiden von Ästen. Aber das greift viel zu kurz. In der Literatur wird unter „fachgerechter Baumpflege“ ein ganzes Bündel von Maßnahmen angeführt.

Demnach sollen Pflegemaßnahmen beispielsweise

  • die weitere Entwicklung des Baumes fördern,
  • Erkrankungen des Baumes therapieren,
  • negative, nicht verhinderbare Einflüsse (z. B. bei Baumaßnahmen) minimieren,
  • die Folgen eingetretener Schäden oder Schwächen minimieren und 
  • entsprechend der Entwicklungsphase des Baumes ausgeführt werden. 

Eine der Maßnahmen, die innerhalb des bebauten Gebiets am häufigsten gesetzt werden, ist der Kronenschnitt. Tieferer Sinn des Kronenschnittes ist es, die Höhe des Baumes im Vergleich zum Stammumfang zu kürzen, damit der Baum an Standfestigkeit gewinnt. Ein Kronenschnitt hat aber nichts mit der Kappung von Bäumen oder einem nicht notwendigen oder zu starken Schnitt bei gesunden, erwachsenen Bäumen zu tun. Hier kann der Versuch der Baumpflege sogar kontraproduktiv sein und den Baum verletzen.

Schnittmaßnahmen sind entweder aufbauend, indem sie den Baum darin unterstützen, eine stabile und gesunde Krone aufzubauen, oder sie werden vorsorglich oder aus Gründen der Verkehrssicherheit als Sicherungsmaßnahme durchgeführt (Kronenauslichtung, Kroneneinkürzung, Einkürzung von Kronenteilen, Kronensicherung, Entfernung von Unglücksbalken).

Der Kronensicherungsschnitt als sehr intensiver Eingriff dient der Wiederherstellung der Verkehrssicherheit, wenn der Baum (zum Beispiel aus Gründen des Denkmalschutzes) nicht vollständig gefällt werden kann oder soll.

Allen diesen Maßnahmen ist eines gemein: Schlecht oder mangelhaft ausgeführt, schädigen und schwächen sie den Baum.

Bäume nicht im Winter schneiden

Und es gibt noch einen Irrglauben, mit dem aufgeräumt werden soll: der beste Zeitpunkt des Schnittes. Eine Bauernweisheit sagt, dass der beste Zeitpunkt im Winter ist, wenn die Bäume das Wachstum eingestellt haben. „Das ist genau das, was man nicht machen sollte. Der Baum sollte in der Vegetationszeit geschnitten werden. Da gibt es auch ganz klare Untersuchungen, dass die Abschottungsmöglichkeiten vom Baum, wenn er gerade vital ist, um vieles besser sind“, erklärt Jürgen Weber von den Bundesforsten. „Deswegen ist es ganz wichtig, erst ab dem April zum Schneiden anfangen. Manche Baumarten, wie die Nuss zum Beispiel erst viel später.“ Die „Winterschnittphilosophie“, meint Weber, kommt auch aus der Waldarbeit und nicht aus der Baumpflege.